Natürlicher Entzündungshemmer

Grüner Gemüsesaft kann Entzündungen hemmen und Zahngesundheit fördern

 Robert Klatt

Grünes Gemüse unterdrückt chronische Zahnfleischentzündung )moc.yabaxip1anajiram(Foto: © 

Grüner Gemüsesaft enthält Nitrat, das im Mundraum von Bakterien in einen natürlichen Entzündungshemmer umgewandelt wird. Die Saftbehandlung reduziert chronische Zahnfleischentzündung bereits nach zwei Wochen deutlich. 

Hohenheim (Deutschland). Nitrat spielt bei der Entwicklung von Pflanzen eine zentrale Rolle und wird beim Wachstum in den Blättern eingelagert. Anschließend nimmt es der Mensch über seine Ernährung auf. Besonders hohe Nitratmengen sind in grünen Gemüsen wie Spinat, Mangold und Rucola enthalten. Die Forschung ist lange Zeit davon ausgegangen, dass zu hohe Nitratmengen für die Gesundheit des Menschen schädlich sind, da der Stoffwechsel Nitrat zu Nitrit umwandelt. Nitrit ist zwar nicht gesundheitsschädlich, kann aber wiederum zu Nitrosaminen umgewandelt werden, die Krebs auslösen können.

Wie Yvonne Jockel-Schneider vom Universitätsklinikum Würzburg erklärt, „gelten Nitrosamine als stark krebserregend und werden mit der Entstehung von Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht.“ Eine nun im Fachmagazin The Journal of Clinical Periodontology veröffentlichte Studie zeigt jedoch, dass der problematische Inhaltsstoff auch gesundheitsfördernde Auswirkungen auf den menschlichen Körper besitzt.

Nitrathaltiger Gemüsesaft verbessert Zahngesundheit

Die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Würzburg und der Universität Hohenheim haben dazu untersucht, welchen Effekt Rucola- und Spinatsaft auf die Zahngesundheit haben. Als Probanden der Studie dienten 44 Patienten mit chronischer Zahnfleischentzündung, denen im Untersuchungszeitraum von zwei Wochen täglich ein im Einzelhandel erhältlicher Gemüsesaft verabreicht wurde. 23 der Studienteilnehmer erhielten den unveränderten Saft inklusive Nitrat, die übrigen 21 Probanden erhielten lediglich ein Placebo, bei den das natürliche aus den Pflanzen stammende Nitrat herausgefiltert war.

Bereits nach nur zwei Wochen konnten die Zahnmediziner bei den Probanden, die nitrathaltigen Saft erhielten, feststellen, dass die Zahnfleischentzündungen merklich zurückgingen. Ulrich Schlagenhauf, Co-Autor der Studie erklärt, dass „die Wissenschaftler erstaunt über die Unterschiede waren.“ Verbesserungen in der Gruppe die das Placebo, also den Saft ohne Nitrat erhielt, wurden hingegen nicht festgestellt. Aufgrund der deutlichen Verbesserungen sprechen die Wissenschaftler von einer statistisch signifikante Verbesserung der Zahngesundheit.

Nitratkonzentration im Mund dauerhaft erhöht

Die besonders auffällige Wirkung im Mundraum wird verursacht, da etwa ein Viertel des über Lebensmittel aufgenommenen Nitrats über die Verdauung ins Blut gelangt und von dort zu den Speicheldrüsen befördert wird. Im Mund entsteht so eine dauerhaft höhere Nitratkonzentration, die auch Stunden nachdem der Gemüsesaft getrunken wurde noch messbar höher ist. Bakterien, die im Mund, Rachen und den Zahnzwischenräumen vorkommen wandeln das Nitrat anschließend in Nitrit um.

Durch die antimikrobielle Wirkung werden schädliche Bakterien, die mitverantwortlich für die Zahnfleischentzündung sind, unterdrückt. Außerdem wird im Umwandlungsprozess noch Stickstoffmonoxid freigesetzt, das ebenfalls im Körper entzündungshemmende Prozesse verursacht.

Unterschiede zwischen Nitrat aus Pflanzen und Fleisch

Die Studienautoren konstatieren, dass ihre Ergebnisse „die Gesundheitsdebatte über Nitrat aus pflanzlichen Lebensmitteln neu befeuern dürfte.“ Außerdem weisen die Wissenschaftler daraufhin, dass bei den gesundheitlichen Auswirkungen von Nitrat aus Gemüse und anderen Quellen wie zum Beispiel gepökelten Fleischwaren differenziert werden muss, da bei pflanzlichen Lebensmittel neben dem Nitrat noch große Mengen Vitamin C aufgenommen wird, dass die Bildung von Nitrosaminen verhindert.

The Journal of Clinical Periodontology, doi: 10.1111/jcpe.12542

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