Bakterien

Bakterien
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Bakterien sind Mikroorganismen, die aufgrund ihrer geringen Größe mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Sie sind die ältesten und am weitesten verbreiteten Lebensformen auf der Erde und spielen eine entscheidende Rolle in vielen ökologischen Prozessen. Bakterien sind essentiell für die Erhaltung des Lebens auf unserem Planeten, aber auch verantwortlich für viele Infektionskrankheiten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Bakterien, ihre Klassifikation, Fortpflanzung, Stoffwechsel und ihre Bedeutung in der Umwelt und für den Menschen.

Definition und Klassifikation von Bakterien

Prokaryoten und Eukaryoten

Bakterien sind einzellige Organismen und zählen zu den Prokaryoten. Im Gegensatz zu Eukaryoten, wie Pflanzen, Tieren und Pilzen, besitzen sie keinen Zellkern. Ihre DNA liegt frei im Cytoplasma und ist oft ringförmig. Eine weitere Besonderheit der Prokaryoten ist das Fehlen von Zellorganellen wie Mitochondrien oder Chloroplasten. Die Zellwand von Bakterien besteht aus Peptidoglykan, einer Struktur aus Zucker- und Aminosäuremolekülen.

Morphologie und Größe

Bakterien weisen eine große Vielfalt an Formen und Größen auf. Die häufigsten Formen sind kugelförmige (Kokken), stabförmige (Bazillen) und spiralige (Spirochäten) Bakterien. Sie können einzeln, in Ketten oder Haufen auftreten. Die Größe von Bakterien variiert zwischen 0,5 und 5 Mikrometern, wobei es auch einige Ausnahmen gibt, die deutlich größer sind.

Fortpflanzung und Wachstum

Die Phasen des Bakterienwachstums

Das Bakterienwachstum verläuft in vier Phasen: die Latenzphase, die exponentielle Phase, die stationäre Phase und die Absterbephase. In der Latenzphase passen sich die Bakterien an die Umweltbedingungen an und beginnen, ihre Zellbestandteile zu synthetisieren. Die exponentielle Phase ist gekennzeichnet durch ein schnelles Wachstum und eine Verdoppelung der Zellzahl in regelmäßigen Abständen. In der stationären Phase gleicht die Anzahl der neu gebildeten Bakterienzellen der Anzahl der absterbenden Zellen, sodass die Gesamtzahl der Bakterien konstant bleibt. Schließlich führt in der Absterbephase ein Nährstoffmangel oder die Anhäufung von toxischen Stoffwechselprodukten zum Absterben der Bakterienpopulation.

Fortpflanzung durch Zweiteilung

Die Hauptform der Fortpflanzung bei Bakterien ist die sogenannte Zweiteilung oder binäre Fission. Dabei teilt sich eine Mutterzelle in zwei genetisch identische Tochterzellen. Vor der Teilung verdoppelt die Zelle ihre DNA, die anschließend auf die Tochterzellen verteilt wird. Die Geschwindigkeit der Zweiteilung hängt von den Umweltbedingungen und der Bakterienart ab und kann in günstigen Bedingungen nur 20 Minuten betragen.

Stoffwechsel und Energiegewinnung

Heterotrophie und Autotrophie

Bakterien können in Bezug auf ihre Ernährung als heterotroph oder autotroph klassifiziert werden. Heterotrophe Bakterien sind auf organische Stoffe angewiesen, die sie von anderen Organismen beziehen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Abbau organischer Substanzen und im Recycling von Nährstoffen. Autotrophe Bakterien hingegen können anorganische Stoffe, wie Kohlenstoffdioxid oder Schwefelwasserstoff, in organische Verbindungen umwandeln und sind somit in der Lage, ihre eigene Energiequelle zu erschließen. Die bekanntesten autotrophen Bakterien sind die Cyanobakterien, die Photosynthese betreiben und Sauerstoff produzieren.

Anaerobie und Aerobie

Bakterien können auch nach ihrem Sauerstoffbedarf unterschieden werden. Aerobe Bakterien benötigen Sauerstoff für ihren Stoffwechsel und Energiegewinnung, während anaerobe Bakterien in Abwesenheit von Sauerstoff leben können. Anaerobe Bakterien sind entweder obligat anaerob, das heißt, sie können nur in sauerstofffreier Umgebung leben, oder fakultativ anaerob, was bedeutet, dass sie sowohl in Gegenwart als auch in Abwesenheit von Sauerstoff leben können.

Bedeutung von Bakterien

Ökologische Rolle

Bakterien spielen eine entscheidende Rolle in vielen ökologischen Prozessen. Sie sind maßgeblich am Abbau organischer Substanzen beteiligt und tragen somit zum Recycling von Nährstoffen bei. Durch die Fixierung von Stickstoff aus der Luft und die Umwandlung in Ammonium oder Nitrat stellen sie Pflanzen essenzielle Nährstoffe zur Verfügung. Cyanobakterien sind zudem die Hauptproduzenten von Sauerstoff in der Atmosphäre und tragen somit zur Stabilisierung des globalen Klimas bei. In aquatischen Ökosystemen sind Bakterien entscheidend für die Nahrungskette, da sie als Nahrungsquelle für viele Mikroorganismen dienen.

Nutzen für den Menschen

Bakterien haben auch eine bedeutende Bedeutung für den Menschen. Sie werden in der Lebensmittelindustrie zur Herstellung von fermentierten Produkten wie Joghurt, Käse und Sauerkraut eingesetzt. In der Landwirtschaft werden stickstofffixierende Bakterien verwendet, um den Stickstoffgehalt im Boden zu erhöhen und den Bedarf an Düngemitteln zu reduzieren. In der biotechnologischen Industrie werden Bakterien zur Produktion von Enzymen, Antibiotika und anderen pharmazeutischen Wirkstoffen genutzt. Schließlich sind die Bakterien in unserem Verdauungssystem essenziell für die Aufnahme von Nährstoffen und die Abwehr von Krankheitserregern.

Pathogene Bakterien und Infektionskrankheiten

Obwohl viele Bakterien für den Menschen nützlich sind, gibt es auch pathogene Bakterien, die Infektionskrankheiten verursachen können. Beispiele für bakterielle Infektionskrankheiten sind Tuberkulose, Borreliose, Salmonellose und Lungenentzündung. Die Behandlung von bakteriellen Infektionen erfolgt in der Regel mit Antibiotika, die speziell gegen Bakterien wirken, ohne dabei menschliche Zellen zu schädigen. Der zunehmende Einsatz von Antibiotika hat jedoch zur Entstehung von antibiotikaresistenten Bakterienstämmen geführt, was die Bekämpfung von Infektionskrankheiten erschwert.

Bakteriengenetik und Gentechnik

Die Erforschung der Bakteriengenetik hat unser Verständnis von Genetik und Evolution erheblich erweitert. Bakterien können Gene nicht nur vertikal von Mutterzelle zu Tochterzelle übertragen, sondern auch horizontal durch sogenannte Gentransfermechanismen wie Konjugation, Transformation und Transduktion. Diese Fähigkeit ermöglicht es Bakterien, sich schnell an veränderte Umweltbedingungen anzupassen und neue Eigenschaften, wie zum Beispiel Antibiotikaresistenz, zu erwerben.

Die Gentechnik nutzt Bakterien als Werkzeuge zur Manipulation von Genen und zur Herstellung von rekombinanten Proteinen. Bakterien wie Escherichia coli und Bacillus subtilis werden häufig als Wirtszellen für die Produktion von therapeutischen Proteinen, Impfstoffen und Enzymen eingesetzt.

Fazit

Bakterien sind faszinierende und vielfältige Organismen, die in nahezu jeder Umgebung auf der Erde zu finden sind. Ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Rolle in ökologischen Prozessen machen sie zu einer wichtigen Lebensform auf unserem Planeten. Die Erforschung von Bakterien trägt zur Entwicklung neuer Technologien und Therapieansätze bei und verbessert unser Verständnis der Biologie und Evolution.

Literaturverzeichnis

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