Niallia Tiangongensis

Unbekannte Bakterien auf chinesischer Raumstation Tiangong entdeckt

 Robert Klatt

Chinesische Raumstation Tiangong (Himmelspalast) )kcotS ebodAadnarimojela(Foto: © 

Auf der chinesischen Raumstation Tiangong (Himmelspalast) wurde eine neue Bakterienart entdeckt, die potenziell für den Menschen gefährlich ist.

Peking (China). Astronauten der Shenzhou-15 Mission haben im Mai 2023 Oberflächenproben auf der chinesischen Raumstation Tiangong (Himmelspalast) entnommen. Analysen der ​Shenzhou Space Biotechnology Group zeigen nun, dass die Proben einen zuvor unbekannten Bakterienstamm enthalten. Die auf den Namen Niallia Tiangongensis getauften Mikroben haben laut der Publikation im International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology Eigenschaften, die zuvor bei keiner Bakterienart auf der Erde entdeckt wurden.

Das neu entdeckte Bakterium gehört zur Gattung Niallia. Es hat jedoch starke genetische Unterschiede zu Niallia circulans, einem bodenbewohnenden sporenbildenden Bakterium, das der bekannteste Vertreter der Gattung ist. Laut den Genanalysen liegen sowohl die durchschnittliche Nukleotididentität mit 83,3 Prozent und die DNA-DNA-Hybridisierung mit 27,5 Prozent deutlich unter den Grenzwerten, die in der Biologie für eine Artzuordnung definiert wurden. Niallia tiangongensis bildet damit eine eigene Spezies.

Niallia Tiangongensis bildet widerstandsfähige Sporen

Niallia Tiangongensis bildet widerstandsfähige Sporen, mit denen das Bakterium auch unter extremen Bedingungen überleben kann. Die Mikrobe kann aus Gelatine Kohlenstoff- und Stickstoffquellen produzieren und damit auch in nährstoffarmen Lebensbedingungen wie denen auf der Raumstation Himmelspalast überleben. Außerdem produziert Niallia Tiangongensis aus diesen Materialien einen Biofilm, der das Bakterium vor gefährlichen Umweltbedingungen schützt.

Das Erbgut von Niallia tiangongensis umfasst rund 5,16 Millionen DNA-Bausteine und weist einen GC-Anteil von 35,6 % auf. Auffallend sind Modifikationen in spezifischen Eiweißen wie BshB1 und SplA, die vermutlich zur erhöhten Widerstandsfähigkeit gegenüber oxidativem Stress, Strahlung und anderen Umweltbelastungen beitragen. Auf chemotaxonomischer Ebene zeigt der Mikroorganismus deutliche Unterschiede zu nah verwandten Spezies, etwa durch das Vorkommen von Menaquinon-7 und bestimmten typischen Fettsäuremolekülen.

Evolution auf der Raumstation?

Die Analyse des Bakteriums konnte nicht beantworten, ob die besonderen Merkmale bereits vor dem Aufenthalt im Weltraum vorhanden waren oder ob diese erst auf der Raumstation entstanden sind. Es ist jedoch sicher, dass Niallia tiangongensis sich effektiv an die extremen Lebensbedingungen der Raumstation anpasst hat. Dabei hat das Bakterium bestimmte Stoffwechselwege verloren, während andere Stoffwechselwege erhalten blieben oder gestärkt wurden. Laut den Forschern ist das Bakterium deshalb eine potenzielle Gesundheitsgefahr für Astronauten, vor allem, weil deren Immunsystem geschwächt ist.

International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology, doi: 10.1099/ijsem.0.006693

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