Robert Klatt
In vielen Fleischproben aus deutschen Supermärkten wurden multiresistente Bakterien entdeckt, die den Menschen infizieren können. Um die weitere Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu reduzieren, sollte die Zahl der Tiere deutlich reduziert werden, um die präventive Behandlung mit Antibiotika überflüssig zu machen.
Hamburg (Deutschland). In der Massentierhaltung werden Kühe, Schweine, Hühner und andere Nutztiere oft präventiv mit Antibiotika behandelt, um Krankheiten in großen Ställen zu verhindern. Forscher der Universität Kopenhagen (KU) haben im April 2022 eine Studie publiziert, laut deren diese Praxis zur Entstehung von multiresistenten Bakterien führen kann, die über das Fleisch auch Menschen infizieren können. In Deutschland sterben an multiresistenten Bakterien aus der industriellen Massentierhaltung und anderen Quellen laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) etwa 2.400 Menschen jährlich.
Greenpeace hat deshalb untersucht, wie oft Fleisch aus deutschen Supermärkten mit multiresistenten Bakterien belastet ist. Dazu hat die Umweltschutzorganisation 43 Frischfleischpackungen von großen Supermarktketten im Labor analysiert. Die Proben waren jeweils fünf Schweinefleisch- sowie zwei Geflügelfleischprodukte der Handelsketten Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl und Rewe sowie jeweils drei Schweinefleischprodukte und eine Geflügelfleischprobe der Discounter Netto und Penny. Alle Proben stammten aus den Selbstbedienungsbereichen der Kühltheken.
In 18 der 43 untersuchten Fleischproben wurden antibiotikaresistente Bakterien entdeckt (41,9 %). Am häufigsten kontaminiert war Hähnchenfleisch (50 %). Insgesamt identifizierte das Labor 20 unterschiedliche Bakterienstämme, die jeweils mindestens ein Resistenzgen gegen Antibiotika aufwiesen. Darunter befanden sich zwölf Stämme des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), sechs Stämme von Escherichia coli sowie zwei Stämme der Bakterienart Serratia fonticola.
Laut den Wissenschaftlern können diese antibiotikaresistenten Bakterien den Menschen bei jedem Kontakt infizieren. Die akute Infektionsgefahr ist zwar relativ gering, die potenziellen Gesundheitsfolgen jedoch groß, weil multiresistente Bakterien mit herkömmlichen Medikamenten kaum behandelt werden können.
„Das ist ein hoher Preis für billiges Fleisch, für den Supermarktketten wie Edeka, Aldi und Lidl mit Verantwortung tragen. Mit ihren Lockangeboten befeuern sie sogar weiter den Überkonsum von Fleisch, anstatt das Angebot pflanzenbasierter Produkte konsequent auszubauen und attraktiver zu machen.“
Angesichts der Ergebnisse, die deutlich zeigen, dass die industrielle Massentierhaltung zur Entstehung und Ausbreitung von multiresistenten Krankheitserregern beiträgt, fordert Greenpeace, dass die Politik bessere Haltungsbedingungen vorschreiben soll. Laut der Umweltschutzorganisation kann die weitere Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen nur unterbunden werden, wenn die Zahl der Tiere in den Betrieben deutlich reduziert wird. Diese Maßnahme würde auch die Umwelt- und Klimaschäden der industriellen Fleischproduktion deutlich reduzieren.
„Die Bundesregierung sollte artgerechte Haltungsformen fördern, um diese Schäden zu verringern. Dazu gehört auch, klimafreundliche Lebensmittel endlich von der Mehrwertsteuer zu befreien. Für die Förderung umweltschädlich erzeugter Lebensmittel müssen am Ende wir alle aufkommen, egal wie sich jemand ernährt.“