Bakterien in Darm & Mund

Saftfasten verschlechtert Mikrobiom nach wenigen Tagen

 Robert Klatt

Saftfasten beeinflusst das Darmmikrobiom )kcotS ebodAotohppilip(Foto: © 

Saftfasten, eine Diätform, in der ausschließlich Frucht- und Gemüsesäfte getrunken werden, soll die Gesundheit fördern. Nun wurde untersucht, wie sich die Ernährung auf das Mikrobiom im Mund und im Darm auswirkt.

Evanston (U.S.A.). Saftfasten ist eine Diätform, bei der Menschen für einen bestimmten Zeitraum ausschließlich Frucht- und Gemüsesäfte sowie Tee und Wasser konsumieren. Die spezielle Ernährung soll in Kombination mit Fitnessübungen die Gesundheit schnell verbessern, weil die getrunkenen Säfte eine Vielzahl von biologisch aktiven Stoffen enthalten. Das Saftfasten wird jedoch auch kritisiert, weil es kaum Eiweiß enthält und daher zum Abbau von Muskelmasse führt.

Forscher der Northwestern University (NU) haben nun untersucht, wie sich das Saftfasten auf die Gesundheit auswirkt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nutrients haben sie dazu Probanden in drei Gruppen unterteilt, von denen eine Gruppe ausschließlich Obst- und Gemüsesaft, eine Gruppe eine pflanzliche Vollwertkost und eine Gruppe eine Kombination aus beiden gegessen hat. Die Diäten wurden für drei Tage beibehalten, während denen die Forscher mit Gensequenzierungstechniken untersucht haben, ob sich das Mikrobiom im Mund und im Darm verändert hat.

Bakterien im Darm und Mund

Die Studiendaten zeigen, dass sich im Mund Bakterien, die mit Entzündungen in Verbindung stehen, durch das Saftfasten am stärksten vermehren. Auch die Anzahl der Darmbakterien, die mit Entzündungen und einer reduzierten kognitiven Leistungsfähigkeit in Verbindung stehen, nimmt bei dieser Gruppe am meisten zu.

Bei der Gruppe, die die Mischform aus dem Saftfasten und der pflanzlichen Vollwertkost konsumiert hat, kam es ebenfalls zu negativen Veränderungen des Mikrobioms. Diese waren aber nicht so stark wie in der Gruppe, die nur Säfte konsumiert hat. Bei der Gruppe mit der pflanzlichen Vollwertkost hat sich das Mikrobiom hingegen positiv verändert.

Hoher Zuckeranteil und fehlende Ballaststoffe

Die Forscher gehen davon aus, dass sich das Mikrobiom durch das Saftfasten negativ verändert, weil die Lebensmittel bei dieser Diätform viel Zucker und kaum Ballaststoffe enthalten.

„Die meisten Menschen denken, dass Entsaften eine gesunde Reinigungskur darstellt, aber diese Studie liefert einen Realitätscheck. Der Konsum großer Mengen Saft mit wenig Ballaststoffen kann zu einem Ungleichgewicht im Mikrobiom führen, das negative Folgen wie Entzündungen und eine Verschlechterung der Darmgesundheit haben kann.“

Wie die Forscher erklären, gehen beim Entsaften die meisten Ballaststoffe verloren. Bakterien, die im Körper des Menschen eine entzündungshemmende Wirkung auslösen, benötigen diese jedoch als Nahrung. Die Studie zeigt somit, dass das Saftfasten dem Stoffwechsel, dem Immunsystem und sogar der geistigen Gesundheit schaden könnte. Menschen, die statt eines Entsafters einen Mixer verwenden, können diese Effekte zumindest teilweise verhindern, weil beim Mixen die Ballaststoffe erhalten bleiben.

Nutrients, doi: 10.3390/nu17030458

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