Dentiradicibacter hellwigii

Neues Bakterium im Mund des Menschen entdeckt

 Robert Klatt

Dentiradicibacter hellwigii aus dem Mund des Menschen )ygoloiborciM yranoitulovE dna citametsyS fo lanruoJ lanoitanretnI.la te hcstraB(Foto: © 

Im Mund des Menschen leben mehrere Hundert Bakterienarten. Nun wurde die neue Art Dentiradicibacter hellwigii entdeckt, von der noch unbekannt ist, ob sie zur harmlosen Mundflora gehört oder Krankheiten auslöst.

Freiburg (Deutschland). Im Körper des Menschen leben Millionen von Bakterien, darunter auch 774 Bakterienarten in der Mundhöhle. Diese Mikroben sorgen bei gesunden Menschen für eine ausgewogene Mundflora, können aber auch Karies, Mundgeruch und andere Krankheiten verursachen, wenn sie nicht im Gleichgewicht sind. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg haben nun ein neues Mundbakterium entdeckt.

Laut ihrer Publikation im International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology haben die Mediziner einen infizierten Wurzelkanal eines Backenzahns untersucht. Um die Ursache der Wurzelentzündung zu bestimmen, haben sie eine Bakterienprobe des Patienten im Labor kultiviert, in der sie daraufhin ein stäbchenförmiges, 1,7 bis 2,4 Mikrometer langes Bakterium fanden.

Die neue Bakteriengattung Dentiradicibacter

Genomanalysen zeigen, dass das Bakterium zu einer zuvor unbekannten Gattung gehört. Die neue Gattung hat den Namen Dentiradicibacter und die Bakterienart den Namen Dentiradicibacter hellwigii. Die Bodenbakterien Propionivibrio pelophilus und Propionivibrio dicarboxylicus sind die nächsten Verwandten von Dentiradicibacter hellwigii.

Die neu entdeckte Bakterienart ist ähnlich groß wie das Darmbakterium Escherichia coli (E. coli) und die bereits seit Langem bekannten Mundbakterien. Es ist Gram-negativ, besitzt also eine Zellwand, die sich mit einer Gram-Färbung nicht anfärben lässt. Die Zellwand besteht somit aus zwei Membranschichten und einer dünnen Zwischenschicht.

Dentiradicibacter hellwigii besitzt keine Flagellen-Fortsätze

Dentiradicibacter hellwigii besitzt auf seiner Oberfläche keine Flagellen-Fortsätze, kann sich aber trotzdem bewegen. Die Bakterienart lebt meistens in sogenannten Co-Kulturen mit anderen Bakterien und verwertet Zucker wie Glukose, Maltose, Laktose, Fruktose und Mannitol. Am besten wächst sie bei einer typischen Körpertemperatur des Menschen von rund 36 Grad Celsius unter anaeroben Bedingungen.

Laut den Forschern deutet die neue Entdeckung daraufhin, dass noch weitere unbekannte Bakteriengattungen und Bakterienarten im Mund des Menschen leben könnten.

„Die Entdeckung zeigt, dass unsere Mundflora noch längst nicht vollständig erforscht ist. Dabei kann sich eine außer Balance geratene Mundflora auf die Gesundheit des ganzen Körpers auswirken.“

Ob die Bakterienart die Zahngesundheit des Menschen beeinflusst oder zum ungefährlichen Bestandteil der Mundflora gehört, ist ebenfalls noch nicht bekannt.

„Wir haben hier ein Bakterium, das sich offenbar besonders wohl in infizierten Wurzelkanälen fühlt, aber nicht unbedingt der Übeltäter ist.“

Es ist jedoch denkbar, dass das Bakterium Entzündungsprozesse bei Wurzelinfektionen auslöst. Weitere Studien sollen bald zeigen, ob dies tatsächlich der Fall ist.

International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology, doi: 10.1099/ijsem.0.006690

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