Schnellere Ausscheidung

Darmbakterien schützen den Menschen vor Ewigkeitschemikalien

 Robert Klatt

Darmbakterien binden gesundheitsschädliche per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) )egdirbmaC fo ytisrevinU(Foto: © 

Menschen neben über ihre Nahrung gesundheitsschädliche per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), die auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet werden, auf. Nun wurde entdeckt, dass Darmbakterien die Chemikalien binden können. Ein neues Nahrungsergänzungsmittel soll bald die Bakterien fördern und damit die Ausscheidung der PFAS beschleunigen.

Cambridge (England). Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), die auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet werden, werden in den unterschiedlichsten Produkten verwendet, darunter beschichtete Pfannen, Verpackungsmaterialien und Regenjacken. In der Industrie sind die Chemikalien beliebt, weil sie hitze-, wasser-, fett- und schmutzabweisend sind. Sie werden in der Umwelt aber nur extrem langsam abgebaut und reichern sich deshalb zunehmend an. Über das Wasser, die Nahrung und die Luft gelangen PFAS deshalb auch in den Körper des Menschen.

„Wir alle nehmen PFAS über Wasser und Nahrung auf – sie sind so weit verbreitet, dass sie in jedem von uns nachweisbar sind. Früher galten PFAS als sicher, doch heute wissen wir es besser. Weil sie in niedrigen Dosen nicht akut giftig wirken, dauerte es lange, bis man ihre Gefährlichkeit erkannte. Aber sie wirken wie ein schleichendes Gift.“

Eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat kürzlich gezeigt, dass die Ewigkeitschemikalien lange im Körper verbleiben, vor allem langkettige PFAS, die erst nach mehreren Jahren komplett ausgeschieden werden. Laut unterschiedlichen Studien kann diese Kontamination zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, etwa Entwicklungsstörungen bei Kindern, Unfruchtbarkeit und ein höheres Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

„Angesichts des Ausmaßes des Problems mit PFAS, insbesondere ihrer Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, ist es besorgniserregend, wie wenig unternommen wird, um diese Chemikalien aus unserem Körper zu entfernen.“

Bakterien absorbieren Ewigkeitschemikalien

Forscher der University of Cambridge haben nun entdeckt, dass bestimmte Bakterien aus der Darmflora des Menschen PFAS aus ihrer Umgebung absorbieren. Bei Versuchen mit Mäusen, deren Darmflora mit den menschlichen Bakterienarten angereichert wurde, haben die Bakterien die PFAS aus der Nahrung schnell aufgenommen. Anschließend haben die Tiere die Ewigkeitschemikalien über den Kot ausgeschieden.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Microbiology war dieser Prozess unabhängig davon, wie stark die Mäuse den Chemikalien ausgesetzt waren. Die Darmbakterien haben immer einen konstanten Prozentsatz der PFAS absorbiert, der bei den neun untersuchten Bakterienarten nach wenigen Minuten zwischen 25 Prozent und 74 Prozent lag.

„Wir haben festgestellt, dass bestimmte Bakterienarten des menschlichen Darms eine erstaunlich hohe Fähigkeit besitzen, PFAS bei verschiedenen Konzentrationen aufzunehmen und diese in Klumpen innerhalb ihrer Zellen zu speichern. Durch diese Aggregation scheinen die Bakterien selbst vor den giftigen Wirkungen geschützt zu sein.“

Es handelt sich dabei um den ersten experimentellen Beleg dafür, dass das Darmmikrobiom bei der Ausscheidung von PFAS helfen kann. Beim Menschen wurde der Mechanismus bisher aber noch nicht untersucht.

Nahrungsergänzungsmittel soll Bakterien fördern

Die Forscher wollen nun auf Basis ihrer Studie ein probiotisches Nahrungsergänzungsmittel entwickeln, dass die Darmbakterien, die die Ewigkeitschemikalien binden, fördern soll. Dadurch sollen die PFAS schneller aus dem Körper ausgeschieden werden.

„PFAS sind bereits in unserer Umwelt und in unseren Körpern. Wir müssen jetzt Maßnahmen ergreifen, um ihre gesundheitlichen Auswirkungen zu verringern. Auch wenn wir PFAS nicht zerstören können, eröffnet unsere Entdeckung die Möglichkeit, sie gezielt aus dem Körper zu entfernen – dort, wo sie den größten Schaden anrichten.“

Inzwischen haben die Wissenschaftler das Start-up Cambiotics gegründet, das das Probiotika zur Entfernung von PFAS zur Marktreife führen soll. Das Unternehmen wird von Cambridge Enterprise, der Innovationsplattform der Universität Cambridge, gefördert. Bis das Produkt auf den Markt kommt, empfehlen die Wissenschaftler, PFAS-belastete Produkte zu vermeiden, um die persönliche Belastung zu reduzieren.

Nature Microbiology, doi: 10.1038/s41564-025-02032-5

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