Robert Klatt
Eiweißquellen wie Fleisch und Milch verursachen große Umwelt- und Klimaschäden. Ein genmanipulierter, sehr proteinreicher Schimmelpilz soll als Fleischalternative dienen und die globale Lebensmittelproduktion verändern.
Wuxi (China). Die industrielle Tierhaltung beansprucht mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen und verursacht hohe CO₂- und Methanemissionen. Laut einer Studie der Dänemarks Technischen Universität (DTU) kann eine nachhaltige Ernährung deshalb maximal 255 Gramm Fleisch pro Woche beinhalten, darunter aber kein Rindfleisch, weil dessen Produktion bis zu 40-mal CO₂-intensiver als andere Proteinquellen ist.
Die Wissenschaft arbeitet deshalb an alternativen Eiweißquellen, darunter ein Sonnenblumenkernprotein mit einem hohen Anteil an gesunden Fettsäuren und Mineralien. Forscher der Jiangnan University haben nun den Schimmelpilz (Fusarium venenatum) mit der Genschere Crispr/Cas9 so verändert, dass er als proteinreicher Fleischersatz verwendet werden kann.
„Genveränderte Lebensmittel wie dieses können den steigenden Nahrungsmittelbedarf decken, ohne die Umweltbelastungen der konventionellen Landwirtschaft zu verursachen.“
Fusarium venenatum, der als Lebensmittel seit Jahrzehnten unter dem Markennamen Quorn bekannt ist, besteht aus einem Geflecht aus Pilzfäden (Myzel), die tierischen Muskelfasern ähneln. Aus ihm können Lebensmittel mit einem hohen Proteingehalt produziert werden, die einen Geschmack wie Fleisch besitzen. Bei der Zucht des Pilzes in großen Anlagen werden aber deutlich geringere Emissionen verursacht als in der Fleischproduktion.
Um den Pilz zu optimieren, haben die Forscher ein Gen deaktiviert, das die Chitinproduktion beeinflusst. Die Zellwände des Pilzes werden dadurch dünner und er kann vom Menschen leichter verdaut werden. Das zweite Gen steuert die Umsetzungsrate von Glukose zu Protein. Durch die Deaktivierung produziert der Pilz ein Kilogramm Protein aus 1,39 Glukose. Der nichtgenveränderte Pilz benötigt dafür 2,49 Kilogramm Glukose.
„Wir haben es geschafft, einen Pilz durch genetische Modifikation nicht nur nährstoffreicher, sondern auch umweltfreundlicher zu machen.“
Laut den Wissenschaftlern hat die Genmanipulation den ohnehin schon ressourcensparenden Pilz noch ressourcensparender gemacht. Im Vergleich zu Hühnern als Proteinquelle benötigt er rund 70 Prozent geringere Flächen. Die Forscher wollen nun untersuchen, ob der Pilz noch weiter optimiert werden kann und ob andere proteinproduzierende Pilze, darunter Aspergillus oryzae und Neurospora intermedia, ähnlich verändert werden können.
Quelle:
Studie im Fachmagazin Trends in Biotechnology, doi: 10.1016/j.tibtech.2025.09.016