Eisenablagerungen im Gehirn

Neurodegeneration durch gemäßigten Alkoholkonsum?

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Gemäßigter Alkohlkonsum gilt bei vielen Menschen als unbedenklich für die Gesundheit
  • Eine Studie zeigt nun, dass schon kleine Alkoholmengen, die laut unterschiedlichen Fachgesellschaften als unbedenklich gelten, das Gehirn negativ beeinflussen
  • Verantwortlich dafür sind Eisenablagerungen im Gehirn, die die Neurodegeneration fördern

Übermäßiger Alkoholkonsum ist schädlich für den Menschen. Die bisher größte Studie zu diesem Thema hat nun untersucht, ob auch gemäßigten Alkoholkonsum das Gehirn negativ beeinflusst.

Oxford (England). Übermäßiger Alkoholkonsum ist laut unterschiedlichen Studien schädlich für den Menschen und führt unter anderem zu einer erhöhten Diffusion in den Extrazellularräumen des Gehirns. Ein moderater Konsum von Alkohol als Genussmittel wird hingegen sowohl von der Allgemeinbevölkerung als auch von vielen Wissenschaftlern als unproblematisch angesehen. Einige Studien kamen sogar zu dem Ergebnis, dass Alkohol in kleinen Mengen die Gesundheit positiv beeinflusst und etwa die kognitive Leistung erhöht.

Andere Studien lieferten hingegen Ergebnisse, laut denen bereits kleine Alkoholmengen den Hirnstoffwechsel beeinflussen und die Alterung des Denkorgans beschleunigen. Aufgrund der unklaren Studienlage haben Wissenschaftler der Universität Oxford nun erneut untersucht, ob das Gehirn schon durch kleine Alkoholmengen negativ beeinflusst wird.

Neurodegeneration durch Alkohol?

In der Medizin existiert eine These, laut der bereits moderates Trinken Eisenablagerungen im Gehirn auslösen kann. Von Patienten mit erblich bedingten Eisenüberladungsstörungen ist bekannt, dass ein erhöhter Eisengehalt im Gehirn das Denken negativ beeinflussen kann. Zudem lieferten Studien kürzlich Indizien dafür, dass Eisenablagerungen im Gehirn neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson begünstigen können.

Auch das Profil der alkoholbedingten Demenz überschneidet sich mit diesen Krankheiten. Beobachtungsstudien lieferten zudem Hinweise darauf, dass es auch bei einer Alkoholabhängigkeit zu Eisenanreicherungen im Gehirn kommen kann. Es war jedoch noch nicht bekannt, ob auch ein gemäßigter Alkoholkonsum Eisenablagerungen im Gehirn verursachen kann.

Großstudie mit fast 21.000 Probanden

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Plos Medicine untersuchten die Forscher um Anya Topiwala, deshalb den Zusammenhang zwischen Eisenablagerungen im Gehirn und dem Konsum von Alkohol. Die Forscher berücksichtigten dabei auch Alkoholmengen, die laut unterschiedlichen Fachgesellschaften als unbedenklich gelten.

An der bisher größten Studie zu diesem Thema nahem 20.965 Frauen und Männer im Alter zwischen 40 und 69 Jahren teil. Die Probanden wurden zu ihrem Alkoholkonsum befragt. Zudem haben die Forscher die Eisenwerte der Leber und des Gehirns mit der Magnetresonanztomografie gemessen. Die kognitive Leistung der Probanden wurde über unterschiedliche Tests erfasst, die die Aufmerksamkeit, Reaktionsgeschwindigkeit, Motorik, Logik und das Erinnerungsvermögen messen.

Erhöhte Eisenwerte durch moderaten Alkoholkonsum

Laut der Auswertung der Studiendaten verursachen bereits 56 Gramm Alkohol pro Woche in sechs der sieben untersuchten Hirnregionen zu Eisenablagerungen. Es handelt sich dabei um eine Menge, die in laut den in Großbritannien geltenden Richtlinien mit einem „geringen Risiko“ verbunden ist.

Bei den Probanden mit den erhöhten Eisenwerten waren zudem die Ergebnisse in den Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit schlechter. Besonders bei der Reaktionsgeschwindigkeit, der Aufmerksamkeit und bei den Logikrätseln schnitten die gemäßigten Alkoholkonsumenten schlechter ab als die Probanden, die deutlich weniger oder gar keinen Alkohol konsumieren. Die Studie zeigt somit, dass bereits ein mäßiger Alkoholkonsum zu einem Ungleichgewicht im Eisenhaushalt des Menschen führen kann.

Plos Medicine, doi: 10.1371/journal.pmed.1004039

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