Gefährliche Droge

Einmaliger Alkoholkonsum beeinflusst den Hirnstoffwechsel über Tage

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Ein einmaliger Alkoholkonsum beeinflusst das Gehirn für mehrere Tage und verändert das Verhalten
  • Die Effekte bleiben bestehen, auch wenn kein Alkohol im Blut mehr vorhanden ist
  • Eine detaillierte Untersuchung der Vorgänge soll dabei helfen, die molekularen und zellulären Prozesse bei einer Alkoholsucht besser verstehen zu können

Bereits ein einmaliger Alkoholkonsum verändert das Gehirn für mehrere Tage. Die Effekte bleiben bestehen, auch wenn im Blut kein Alkohol mehr vorhanden ist.

Heidelberg (Deutschland). In der Medizin galt Alkohol in kleinen Mengen lange als unbedenklich. Inzwischen haben Studien jedoch belegt, dass auch ein mäßiger Alkoholkonsum schädliche Wirkungen auslösen kann und etwa Leberschäden, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs begünstigt. Wissenschaftler der University of Pennsylvania (UPenn) haben zudem belegt, dass Alkohol einen starken Alterungsprozess im Gehirn auslöst.

Ob das Gehirn nur durch regelmäßigen Alkoholkonsum beeinflusst wird oder ob sich auch die einmalige Einnahme der Droge auswirkt, hat die Forschung bisher nicht untersucht. Wissenschaftler der Universität Heidelberg um Johannes Knabbe führten laut einer Publikation im Fachmagazin PNAS deshalb Experimente mit Mäusen durch, in denen die Tiere mit ihrem Trinkwasser zusätzlich Alkohol erhielten. Im Anschluss analysierten sie, ob der Alkoholkonsum in den folgenden Stunden und Tagen das Verhalten der Tiere und ihren Hirnstoffwechsel veränderte.

 Einmaliger Alkoholkonsum mit deutlichen Effekten

„Nach dem einmaligem Alkoholkonsum identifizierten wir deutliche Effekte auf molekularer, zellulärer und Verhaltens-Ebene“, erklären die Forscher. Noch zwei Tage nachdem die Mäuse betrunken waren, litten sie unter Verhaltensänderungen und hatten Probleme damit, die korrekten Entscheidungen zu treffen. Eine Untersuchung des Gehirns zeigte, dass im Hippocampus (Gedächtniszentrum), an den Synapsen, die Konzentrationen von 72 Proteinen deutlich verändert war.

Langanhaltende Veränderungen am Gehirn

Zudem kam es zu Veränderungen in der Mobilität der Mitochondrien. „Immunofluoreszenzanalysen enthüllten zudem eine Verkürzung der Axon-Enden“, so Knabbe. Beobachtet wurden diese Effekte ebenfalls nicht nur bei den betrunkenen Mäusen, sondern auch nachdem im Blut kein Alkohol mehr vorhanden war.

Diese Ergebnisse zeigen laut den Autoren, dass schon der einmalige Konsum von Alkohol länger anhaltende Veränderungen im Gehirn auslösen kann. Betroffen sind davon primär die Synapsen, die für das Lernen und das Gedächtnis essenziell sind. Zudem deuten die Änderungen der Mitochondrien daraufhin, dass schon der einmalige Konsum das Risiko erhöht, eine Sucht zu entwickeln.

Veränderungen im Gehirn

„Unsere Daten deuten darauf hin, dass schon eine einzige Alkoholgabe plastische Veränderungen im Gehirn verursacht, die ihrerseits den Weg zu einer Alkoholabhängigkeit ebnen könnte“, schreiben die Wissenschaftler. Eine weitere Untersuchung der Effekte soll dabei helfen, die molekularen und zellulären Prozesse der Alkoholsucht besser verstehen zu können.

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2122477119

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