Kausalität vorhanden

Hoch verarbeitete Lebensmittel sorgen für Übergewicht

Robert Klatt

Wissenschaftler haben erstmals eine Kausalität zwischen dem Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln und Übergewicht festgestellt. )msilobateM lleC(HIN) htlaeH fo setutitsnI lanoitaN | llaH niveK(Foto: © 

Wissenschaftler haben erstmals eine eindeutige Kausalität zwischen dem Konsum von hoch verarbeiteten Lebensmitteln und Übergewicht festgestellt. In der Vergleichsstudie nahmen Probanden, die Fertiglebensmittel konsumiert haben im Durchschnitt 500 Kalorien mehr pro Tag zu sich als die Kontrollgruppe. 

Bethesda (U.S.A.). Eine Studie des amerikanischen National Institutes of Health (NIH) zeigt, dass Personen, die ausschließlich hoch verarbeitete Fertiglebensmittel konsumieren im Vergleich zu Menschen, die überwiegend unverarbeitete Lebensmittel bevorzugen, in nur zwei Wochen etwa ein Kilogramm zunehmen. Wie in der im Fachmagazin Cell Metabolism veröffentlichten Studie beschrieben wird, haben die Wissenschaftler um Kevin Hall dazu eine neue Untersuchungsmethode entwickelt.

20 Probanden, davon zehn Frauen und zehn Männer wurden in Gruppen eingeteilt. Anschließend erhielt eine der Gruppen während des insgesamt einmonatigen Versuchs für einen Zeitraum von zwei Wochen morgens, mittags und abends ein Menü aus Fertigprodukten, während der Kontrollgruppe unverarbeitete Lebensmittel serviert wurden. Ein typisches Menü hat der ersten Gruppe bestand aus Pancakes, Pommes, Würsten und Pizza. Die zweite Gruppe hat stattdessen Haferflocken, Milch, rohe Mandeln und Obst erhalten.

Inhaltsstoffe in beiden Menüs identisch

Während des Experiments durften beide Gruppen von ihren jeweiligen Menüs soviel essen, wie sie wollten. Auch persönliche Vorlieben sind nahezu auszuschließen, da alle Probanden angaben, dass ihre Ernährungsvariante „sehr gut und schmackhaft“ war. Um die beiden Menüs vergleichbar zu machen, stellten die Wissenschaftler sicher, dass die Inhaltsstoffe, also Zucker, Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Fett und Salz identisch waren.

Trotz der gleichen Inhaltsstoffe hat die Gruppe, die die Fertiglebensmittel erhalten hat, im Durchschnitt 508 Kalorien mehr am Tag zu sich genommen als die Kontrollgruppe. Nach zwei Wochen hat die Gruppe daher im Durchschnitt ein Kilogramm mehr zugenommen. Anschließend wurden die Menüs der Gruppen ausgetauscht, was dazu führte, dass das zugenommene Gewicht nach weiteren zwei Wochen wieder abgebaut wurde, während die zuvor mit unverarbeiteten Lebensmitteln versorgte Gruppe nun nachdem Wechsel auf Fertiggereicht an Gewicht zunahm.

Kausalität eindeutig vorhanden

Hall, Hauptautor der Studie erklärt, dass „andere Studien zwar bereits gezeigt haben, dass Gewichtszunahme und Art des Essens zusammenhängen, ihre Studie aber die erste ist, die eine Kausalität feststellt. Hoch verarbeitete Lebensmittel führen also eindeutig dazu, dass Menschen zu viel Kalorien zu sich nehmen und an Gewicht zulegen.“

Außerdem zeigte sich, dass die Stoffwechselprozesse der Gruppe, die verarbeitete Lebensmittel konsumierte mehr Energie benötigen, allerdings nicht so viel, dass dadurch die erhöhte Kalorienmenge kompensiert werden kann. Bei den untersuchten Blut- und Körperwerte wie Blutzucker und Leberfetten konnte keine Veränderung festgestellt werden, was aber auf die kurze Studiendauer von nur vier Wochen zurückzuführen ist. Griffin Rodgers, Co-Autor der Studie erklärt, dass „die zusätzlichen Kalorien sich mit der Zeit summieren und so zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen können.“

Die Gründe dafür warum die Gruppe, die Fertiggerichte bekommen hat mehr Kalorien zu sich nahm, wurden in der Studie noch nicht geklärt. Die Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass sie deutlich schneller aßen und so das Gehirn das Signal über die ausreichend Sättigung erst erhalten hat, nachdem bereits zu viel Kalorien konsumiert wurden. Hall vermutet, dass „für das schnellere Essen sensorische oder strukturelle Eigenschaften der Fertiggerichte verantwortlich sind.“

Folgestudien mit mehr Probanden und über einen längeren Zeiträumen sollen nun zeigen, welche Gründe für das schnellere Essen verantwortlich sind. Außerdem erklärten die Wissenschaftler, dass ihre Ergebnisse nicht komplett auf den Alltag übertragbar sind, da während des Experiments Faktoren wie Zubereitungszeit und Kosten der Lebensmittel nicht berücksichtigt wurden.

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