Robert Klatt
Eine private Organisation möchte mit einem gigantischen Sonnenschirm im Weltraum den Klimawandel stoppen. In der Wissenschaft ist das solare Geoengineering umstritten, weil die Risiken kaum abgeschätzt werden können.
Los Angeles (U.S.A.). Einige Wissenschaftler sind überzeugt, dass man den Klimawandel nur stoppen kann, wenn man das einfallende Sonnenlicht um ein bis zwei Prozent reduziert. In den letzten Jahren wurde dazu unterschiedliche Konzepte entwickelt, darunter Flugzeuge, die Nanopartikel über den Polkappen verteilen, ein Cluster aus Blasen im Weltraum und ein Sonnenschirm für einen Asteroiden. Weil die Risiken des Geoengineerings nur schwer abzuschätzen sind, haben kürzlich mehrere Forscher öffentlich davor gewarnt.
Die Planetary Sunshade Foundation hat trotzdem einen gigantischen Sonnenschirm konzipiert, der im Weltraum platziert werden soll. Laut Morgan Goodwin, dem Geschäftsführer der Organisation, basiert die Bekämpfung des Klimawandels auf drei Säulen, nämlich der Reduzierung der CO₂-Emissionen, der Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre und der Regulierung der Sonneneinstrahlung.
„Da die Geschwindigkeit und die Auswirkungen der Erwärmung zunehmen, werden immer mehr Taktiken und Perspektiven auf den Tisch kommen.“
Laut der Planetary Sunshade Foundation ist das Konzept des Sonnenschirms eine innovative Lösung im Kampf gegen die globale Erwärmung. Die Megastruktur im Weltraum soll nicht nur dem Geoengineering dienen, sondern auch saubere Energie erzeugen, die sowohl im Weltraum als auch auf der Erde genutzt werden kann.
Das Konzept sieht eine Fläche von rund einer Million Quadratkilometern vor. Der Sonnenschirm wäre damit etwa hunderttausendfach so groß wie die Internationale Raumstation (ISS). Ein Sonnenschirm dieser Größe würde die Temperatur auf der Erde laut den Berechnungen um etwa ein Grad Celsius reduzieren.
Die Planetary Sunshade Foundation hat zum Bau des Sonnenschirms zwei Konzepte entwickelt. Das erste Konzept sieht vor, Solarsegel auf der Erdoberfläche zu fertigen und anschließend ins All zu transportieren, um sie dort auszubreiten. Dazu könnten leistungsstarke Trägerraketen wie das SpaceX-Starship verwendet werden. Alternativ könnte man auch Rohstoffe auf dem Mond oder einem erdnahen Asteroiden beschaffen und das Sonnensegel im Weltraum bauen.
Momentan erwägt die Organisation beide Ansätze. Es erscheint jedoch am wahrscheinlichsten, dass die erste Bauphase auf der Erde stattfindet, während spätere Phasen im Weltraum durchgeführt werden könnten. Die Frage, ob der Bau dieses überdimensionalen Sonnenschirms technisch überhaupt machbar ist und dann auch tatsächlich realisiert wird, bleibt jedoch offen und muss in der Zukunft geklärt werden.