Reduzierte Sonneneinstrahlung

Asteroid mit „Sonnenschirm“ soll Klimawandel stoppen

Robert Klatt

Asteroid mit „Sonnenschirm“ )ymonortsA rof etutitsnI HU/syaB skoorB(Foto: © 

Ein überdimensionaler „Sonnenschirm“, der an einen Asteroiden angebracht wird, könnte die Sonneneinstrahlung um 0,24 bis 1,7 Prozent reduzieren und damit den Klimawandel stoppen.

Mānoa (U.S.A.). Laut wissenschaftlichen Schätzungen könnte der Klimawandel durch eine Reduzierung des einfallenden Sonnenlichts um ein bis zwei Prozent gestoppt werden. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben dazu ein Cluster aus Blasen konzipiert, der sich im Weltraum zwischen der Sonne und der Erde befinden soll und laut Berechnungen die Sonneneinstrahlung um 1,8 Prozent senkt. Praktisch umsetzbar ist das Konzept des Blasenclusters aber wohl nicht.

Der Astronom István Szapudi von der University of Hawaiʻi at Mānoa (UH) hat nun ein alternativen Konzept zur Reduzierung des Sonnenlichts entwickelt. Laut seiner Publikation im Fachmagazin PNAS soll dazu an einen Asteroiden eine Art überdimensionaler „Sonnenschirm“ angebracht werden. Dieser könnte die Sonneneinstrahlung um 0,24 bis 1,7 Prozent reduzieren.

Asteroid als Gegengewicht des Sonnenschirms

Der Asteroid soll laut Szapudis Konzept als Gegengewicht des Sonnenschirms dienen. Auf diese Weise könnte das Sonnensegel ohne zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen in Position gehalten werden. Ohne solch eine Vorkehrung könnten Sonnenstürme und die Gravitationskräfte der Himmelskörper das Sonnensegel aus seiner Position verdrängen.

Positionierung am Lagrange-Punkt 1

Um das notwendige Gewicht, das zur Fixierung des Sonnenschirms benötigt wird, zu verringern, schlägt Szapudi vor, den Lagrange-Punkt 1 zu nutzen. Dieser Punkt ist genau dort lokalisiert, wo sich die Gravitationskräfte von Sonne und Erde gegenseitig aufheben. Die Aufrechterhaltung der Position des Sonnensegels an diesem Ort würde folglich minimalen Energieaufwand erfordern.

3,5 Millionen Tonnen Gesamtgewicht

Um den „Sonnenschirm“ am Lagrange-Punkt 1 positionieren zu können, müssten das Sonnensegel und der Asteroid gemeinsam 3,5 Millionen Tonnen wiegen. Der 500-Meter große Asteroid Bennu etwa wiegt 77,6 Millionen Tonnen. Im Sonnensystem sollte es also genügend passende Asteroiden geben.

Schwieriger wird es, das Material von der Erde ins All zu bekommen. Denn das Segel selbst schätzt Szapudis auf 35.000 Tonnen. Das Starship, an dem SpaceX derzeit arbeitet, wird dann die stärkste Rakete der Welt sein. Es kann aber maximal 250 Tonnen in den Orbit bringen, was von der nötigen Last weit entfernt ist. Die Umsetzung benötigt daher neue, leichtere Materialien.

„Abhängig von der parallelen und zusammenhängenden Entwicklung von Graphen, Befestigungen und Orbitaltechnologien, könnte ein befestigtes Sonnenschild zunächst schneller und kostengünstiger realisiert werden als eine schwerere Struktur.“

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2307434120

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