Solar, Windkraft und Co.

So kann China bis 2060 klimaneutral werden

Robert Klatt

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China möchte bis 2060 CO₂-neutral werden. Forscher haben nun untersucht, wie die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ihre Klimaziele erreichen kann.

Peking (China). Laut der Emissionsdatenbank der Europäischen Kommission (EDGAR) liegen die CO₂-Emissionen in China bei 8,7 Tonnen pro Person. Obwohl dies deutlich geringer ist als in vielen anderen Staaten, darunter etwa die U.S.A. (14,2 Tonnen), verursacht China aufgrund der großen Bevölkerungsanzahl mehr Treibhausgasemissionen als alle entwickelten Länder zusammen. Laut der chinesischen Regierung möchte das Land bis 2060 klimaneutral werden.

Obwohl China mehr Solaranlagen als alle anderen Länder zusammen installiert, steht die Energiepolitik des Landes oft in der internationalen Kritik, weil die Energiegewinnung aus Kohle noch immer einen großen Stellenwert einnimmt. 2017 hatte Kohle bei der Energiegewinnung in China einen Anteil von 60 Prozent. Der Weltklimarat (IPCC) geht davon aus, dass dieser bis 2040 auf 35 Prozent fällt. Forscher der Tsinghua-Universität und der University of California, San Diego (UCSD) um Michael Davidson haben nun untersucht, wie China bis 2060 CO2-neutral sein kann.

„Wir wissen, dass China ein sehr ehrgeiziges Ziel verfolgt, um CO₂-neutral zu werden. Wir wollten herausfinden, was das genau erfordert.“

Klimaneutrale Energiegewinnung in China

Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS haben die Forscher als Basis für ihre Studie ein Modell einer klimaneutralen Energieversorgung für China entwickelt. Anschließend hat eine Computersimulation analysiert, wie das Netz aus Kraftwerken und Übertragungsleitungen aussehen müsste. Dabei wurden einzelne Parzellen mit einer Größe von 20 bis 30 Quadratkilometern betrachtet.

Die Simulation zeigt, dass bis 2060 Solar- und Windkraftwerke mit Leistung von zwei bis vier Terawatt installieren muss. Dies entspricht einer Verzehnfachung der aktuellen Leistung. Zudem bräuchte das Land große Speicherkapazitäten, weil die Produktion bei Wind- und Solarstrom in Abhängigkeit von Wetter, Tages- und Jahreszeiten stark schwankt sowie eine Verdreifachung der Kapazitäten der Hochspannungsleitungen.

Konflikte bei der Flächennutzung

Würde China tatsächlich in diesem Ausmaß neue Solar- und Windkraftwerke, etwa das kürzlich entwickelte größte Landwindkraftwerk der Welt, installieren, würde dies laut dem Modell zu unterschiedlichen Konflikten führen. Dies liegt vor allem daran, dass ein Großteil der Solaranlagen (80 %) und der Windkraftwerke (55 %) im Umkreis von großen Ballungszentren errichtet werden müssten.

In den Küstenregionen im Osten von China sind etwa nicht ausreichend Flächen vorhanden, um die neuen Anlagen zu installieren. Eine Lösung wären kleine, dezentrale Anlagen, die auf den Dächern von bereits vorhandenen Gebäuden installiert werden können.

Als Reaktion auf ihre Studie empfehlen die Forscher daher, dass die Energiepolitik des Landes besser koordiniert werden sollte. Laut ihnen ist eine landesweite Ausrichtung sinnvoll, anstatt die Entscheidungen den jeweiligen Lokalregierungen zu überlassen.

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2306517121

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