Robert Klatt
China hat 2019 erstmals mehr CO2-Äquivalente erzeugt als alle entwickelten Länder zusammen. Die Emissionen pro Kopf liegen aber noch deutlich unter den U.S.A.
New York (U.S.A.). CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit für das Treibhauspotential verschiedener klimaschädlicher Gase, also ein Wert für ihren relativen Beitrag zur mittleren Erwärmung der Erdatmosphäre. Laut einer Studie der Rhodium Group hat China 2019 erstmals mehr als 14 Gigatonnen CO2-Äquivalente emittiert. In den letzten zehn Jahren sind die Emissionen demnach um 25 Prozent gestiegen, seit 1990 haben sich die Emissionen sogar verdreifacht. China hat damit erstmals mehr CO2-Äquivalente erzeugt als alle anderen entwickelten Länder zusammen.
Insgesamt wurden 2019 52 Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. Dies ist ein Zuwachs von 11,4 Prozent innerhalb von zehn Jahren. Berechnet man die Emissionen pro Kopf liegt China bei 10,1 Tonnen und damit leicht unterhalb des OECD-Niveaus von 10,5 Tonnen und deutlich unterhalb der 17,6 Tonnen der U.S.A.
„Die Verlagerung der Dynamik globaler Emissionen – wobei China erstmals die entwickelte Welt überholt – bedeutet, dass die Erfüllung der Ziele von Paris wesentliches und schnelles Handeln von allen Ländern erfordern“ erklärt Rhodium-Direktor Kate Larsen. Fast 200 Länder haben sich im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Bereits jetzt ist die Erde rund 1,2 Grad Celsius wärmer als in der vorindustriellen Zeit.
Im Vergleich zu den Daten der Studie aus dem Jahr 2019 dürfte der Anteil pro Kopf in China 2020 deutlich höher liegen, weil während der Covid-19-Pandemie die Emissionen von CO2-Äquivalenten um 1,7 Prozent gestiegen sind. In den meisten anderen Ländern sind die Emissionen 2020 hingegen leicht gesunken.
Als Haupttreiber für die starke Zunahme der Emissionen nennt die Studie das starke Wirtschaftswachstum und den Energiemix in China. Der größte Kohleverbraucher der Welt hat zwar neue Anstrengungen im Klimaschutz angekündigt, baut parallel dazu aber weiterhin neue Kohlekraftwerke. Derzeit wird rund 60 Prozent des Stroms in China mit Kohle erzeugt.
Parteichef Xi Jinping sagte dazu während des virtuellen Klimagipfels auf Einladung von US-Präsident Joe Biden, dass China bis 2025 den Anstieg des Kohleverbrauchs „streng begrenzen“ wird und ab 2030 „stufenweise verringern“ möchte. Den Höhepunkt seiner Emissionen wird China laut Xi Jinping 2030 erreichen. Danach sollen die Emissionen sinken, bis schließlich 2060 CO2-Neutralität erreicht wird.
Insgesamt sieht die Studie trotz dieser Entwicklung die alten Industrieländer als hauptverantwortlich für den Klimawandel, weil sich deren Treibhausgase bereits seit 1750 in der Atmosphäre ansammeln. Kumulativ haben Länder wie die U.S.A. und Deutschland demnach deutlich mehr zur Erderwärmung beigetragen als China und andere Staaten, die erst seit wenigen Jahrzehnten industrialisiert sind.