Reduzierte Steuer und Co.

Experten fordern stärkere Förderung von Fleischalternativen in Deutschland

 Robert Klatt

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Die industrielle Fleischproduktion verursacht große Umwelt- und Klimaschäden und zu viel Fleisch schadet der Gesundheit. Ein wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung empfiehlt deshalb die stärkere Förderung von Fleischalternativen, etwa durch eine Reduzierung der Mehrwertsteuer.

Berlin (Deutschland). In Deutschland ist laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) die Produktion von vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, obwohl auch der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch leicht zugenommen hat. Die Wissenschaft kritisiert den hohen Fleischkonsum aus gesundheitlichen und klimatischen Gründen jedoch unter anderem, weil Rindfleisch bis zu 40-mal CO₂-intensiver als andere Proteinquellen ist und bereits kleine Mengen verarbeitetes Fleisch das Risiko für Diabetes und Darmkrebs stark erhöhen.

Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) hat nun seine aktuelle Empfehlung veröffentlicht, in der er sich für eine stärkere Förderung von Fleischalternativen in Deutschland ausspricht. Alternative Lebensmittel wie Hafermilch, Sojaschnitzel und Laborfleisch können laut den Experten die Ernährung gesünder und nachhaltiger machen.

Einfache Integration in die Ernährung

Achim Spiller von der Universität Göttingen, der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats, erklärt, dass Alternativprodukte weitere Wahlmöglichkeiten schaffen. Diese können ähnlich wie tierische Produkte verwendet werden und lassen sich deshalb einfach in die Ernährung integrieren. Laut dem Agrarforscher ist dieser Schritt essenziell, um die Umwelt- und Klimaprobleme durch die industrielle Tierhaltung, etwa die hohen CO₂- und Methanemissionen und die Überdüngung, zu reduzieren.

Ungleichbehandlung von Alternativprodukten

Das wissenschaftliche Gremium kritisiert die Ungleichbehandlung von Alternativprodukten bei der Mehrwertsteuer in Deutschland. Pflanzenbasierte Alternativprodukte unterliegen derzeit einem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, während Milch und Fleisch dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent unterliegen. Laut den Wissenschaftlern schafft diese Ungleichbehandlung ein „strukturelles Hemmnis für die Wettbewerbsfähigkeit“ der veganen und vegetarischen Alternativen.

Die Experten empfehlen zudem eine schrittweise Erhöhung der Mehrwertsteuer auf tierische Lebensmittel, um deren Konsum unattraktiver zu machen. Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL), ein Expertengremium der Bundesregierung, hat 2024 einen ähnlichen Vorschlag gemacht, laut dem die höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch dem Tierwohl zugutekommen soll.

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