Hohe Temperaturen

Hitzewellen - Klimawandel erhöht Drogen- und Alkoholmissbrauch

Robert Klatt

Alkoholkonsum während einer Hitzewelle )kcotS ebodAomustsirihC(Foto: © 

Eine Studie hat erstmals belegt, dass Extremhitze zu mehr Krankenhausaufenthalten wegen Drogen- und Alkoholmissbrauch führt. Es könnte sich dabei um eine stark unterschätzende Folge des Klimawandels handeln.

New York City (U.S.A.). Der Klimawandel und die durch ihn deutlich häufiger auftretenden Hitzewellen beeinflusst nicht nur die Umwelt und die physische Gesundheit des Menschen, sondern auch die Psyche. Eine Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zeigte etwa kürzlich, dass bei extreme Hitze Hetze im Internet zunimmt. Wissenschaftler der Columbia University um Robbie M. Parks haben nun entdeckt, dass der Drogen- und Alkoholkonsum bei höheren Temperaturen ebenfalls zunimmt.

Es handelt sich bei der Publikation im Fachmagazin Communications Medicine um die erste umfassende Untersuchung über mögliche Zusammenhänge zwischen der Temperatur und Krankenhausaufenthalten aufgrund von Alkohol- und Substanzmissbrauch. Laut den Autoren nehmen diese bei erhöhten Temperaturen deutlich zu.

„Während Perioden höherer Temperaturen haben wir einen entsprechenden Anstieg der Krankenhausaufenthalte in Verbindung mit Alkohol- und Substanzgebrauch beobachtet, was auch auf einige weniger offensichtliche potenzielle Folgen des Klimawandels hinweist.“

Korrelation zwischen Hitzewellen und Alkoholkonsum

Im Rahmen ihrer Studie haben die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Hitzewellen und Krankenhausaufenthalten im Zusammenhang mit Alkohol und anderen Drogen, einschließlich Cannabis, Kokain, Opioiden und Beruhigungsmitteln untersucht. Sie nutzten dazu Daten von 671.625 alkohol- und 721.469 substanzbezogenen Störungsaufenthalten der letzten 20 Jahre, die sie mit Aufzeichnungen der Temperaturen und der relativen Luftfeuchtigkeit verknüpften.

Laut dem statistischen Modell besteht eine direkte Beziehung, laut der bei steigenden Temperaturen auch die Krankenhausaufenthalte wegen alkoholbedingten Störungen zunehmen. Ein Anstieg der Krankenhausaufenthalte bei höheren Temperaturen könnte durch mehr Zeit im Freien, risikoreichere Aktivitäten, erhöhten Konsum in angenehmem Freien, stärkeres Schwitzen oder Fahren unter Einfluss ausgelöst werden.

Cannabis, Kokain und Co.

Bei Drogenstörungen durch Cannabis, Kokain, Opioide und Beruhigungsmittel führten höhere Temperaturen ebenfalls zu mehr Krankenhausaufenthalten, aber lediglich bis zu einer Grenze von 18,8 Grad Celsius. Dies ist laut den Autoren ein Indiz dafür, dass Menschen bei noch höheren Temperaturen weniger wahrscheinlich ins Freie gehen.

Die Autoren merken an, dass ihre Studie den Zusammenhang zwischen Temperaturerhöhung und Substanzgebrauchsstörungen unterschätzen könnte, da die schwersten Störungen möglicherweise zum Tod führten, bevor ein Krankenhausaufenthalt möglich war.

Communications Medicine, doi: 10.1038/s43856-023-00346-1

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