Lebensmittelstrategie der DGE

Zehn Gramm Fleisch täglich: Neue Richtlinie für Deutsche verabschiedet

Robert Klatt

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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat ihre Empfehlungen für den Fleischkonsum stark reduziert. Bis Ende 2023 soll die Richtlinie in die Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) einfließen und in zahlreichen Kantinen angewendet werden.

Bonn (Deutschland). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfielht aktuell einen maximalen Fleischkonsum von 600 Gramm pro Woche. Im Mittel konsumieren Deutsche aktuell 763 Gramm Fleisch pro Woche, die sich auf 19 Gramm Geflügel, 40 Gramm rotes Fleisch und 50 Gramm verarbeitetes Fleisch täglich aufteilen. In den letzten Jahren wurde dieser Fleischkonsum seitens der Wissenschaft zunehmend kritisch beurteilt, etwa weil Fleisch das Krebsrisiko erhöht und hohe externalisierte Kosten der Landwirtschaft verursacht.

Nun hat die DGE ihre Empfehlungen für die Ernährung der Bevölkerung aktualisiert. Die neuen Richtlinien sehen einen maximalen Fleischkonsum von 70 Gramm pro Woche. Dies entspricht etwa einer Bratwurst.

Richtlinie Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

Bei der Richtlinie der DGE handelt es sich lediglich um eine Empfehlung. Diese wird aber an verschiedenen Stellen konkret umgesetzt, etwa von Kantinen, die ein Zertifikat der DGE für gesunde Ernährung erhalten möchten. Gegenüber der BILD kommentiert Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Milchindustrie, dass die Pläne irrsinnig sind.

„Es ist ein Irrsinn und nicht praktikabel. Wer seine Currywurst nicht mehr in der Kantine kriegt, geht in die Frittenbude davor.“

CO₂-Bilanz der Ernährung

Neben den gesundheitlichen Aspekten erklärt die DGE, dass die Richtlinie auch aus Gründen des Klimaschutzes angepasst wurde. Die Produktion von Fleisch verursacht hohe CO₂- und Methanemissionen und ist laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& die ineffizienteste Form der Nahrungsmittelproduktion

„Niemand möchte den Menschen ihre gelegentliche Currywurst verbieten. Aber der Fleischkonsum in der Bevölkerung ist aus gesundheitlichen und nachhaltigen Gründen insgesamt zu hoch, das ist wissenschaftlicher Fakt.“

Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister

In Zukunft soll die Richtlinie der DHE in die neue Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) einfließen. Das zugehörige Eckpunktepapier „Weg zur Ernährungsstrategie der Bundesregierung“ hat das Kabinett bereits im Dezember 2022 verabschiedet. Die Ernährungsstrategie soll bis Ende 2023 beschlossen werden.

Die Fleischbranche äußert Bedenken, da sie eine potenzielle Mangelerscheinung bestimmter essenzieller Nährstoffe wie Eisen und Vitamin B12 vorhersieht. Sie sind überzeugt, dass eine Abnahme des Konsums tierischer Produkte diesen Zustand nur verschlimmern würde. Albert Stegmann (CDU) kritisiert die DGE und behauptet, dass sie zu einer bevormundenden Haltung in Bezug auf die Ernährungspolitik neigt. Er betont, dass nahrhafte tierische Produkte wie Geflügel und Milch nicht unnötig an den Kritikpunkt gestellt werden sollten. Stegmann fordert stattdessen mehr Bildungsmaßnahmen zur Ernährung und Bewegungsprogramme, insbesondere für die junge Generation.

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