Informationen nötig

Insekten- und Algenfutter überzeugt nachhaltige Hühnerfleischkäufer

 Robert Klatt

Futtermittel beeinflusst die Kaufbereitschaft )kcotS ebodAnauytl(Foto: © 

Hühner, die mit Insekten- und Algenfutter statt mit Soja gezüchtet wurden, haben Fleisch mit intensiven Rottönen und Gelbstichen. Nachhaltige Konsumenten, deren Informationen über die Vorteile vorliegen, bevorzugen dieses Fleisch, während es andere Gruppen eher ablehnen. Aufklärungskampagnen in Kombination mit klaren Verpackungsangaben können jedoch dabei helfen, die Akzeptanz zu erhöhen.

Alberta (Kanada). In der industriellen Fleischproduktion sind Sojabohnen die wichtigste Proteinquelle. Ihr Anbau verursacht jedoch große Umweltschäden und benötigt viel Wasser. Die Futtermittel könnten alternativ auch als Insekten und Algen produziert werden, deren Zucht deutlich platzsparender und ressourcenschonender ist.

„Sie können sehr konzentriert produziert werden, benötigen deutlich weniger Fläche und Wasser und verwerten zudem unterschiedliche Lebensmittelreste. Dabei liefern sie hochwertiges Eiweiß.“

Forscher der University of Alberta (U of A) haben nun untersucht, ob die Futterquelle der Tiere einen Einfluss auf die Kaufentscheidung von Hühnerfleischkäufern hat. Dabei fanden sie heraus, dass umweltbewusste Konsumenten offener für alternative Proteinquellen wie Insektenmehl im Futter der Hühner sind, wenn die Produktpackungen Informationen über die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile enthalten.

„Das Ergebnis überrascht nicht, aber es verdeutlicht, wie entscheidend verlässliche Informationen über Futtermittelzutaten in der Tierhaltung sind, um Verbraucher für solche Produkte zu gewinnen.“

Informationen sind entscheidend

Laut der Publikation im Fachmagazin Food Policy haben an der Umfrage 1.197 deutsche Verbraucher teilgenommen, denen Bilder von rohem Hühnerfleisch gezeigt wurden. Ein Teil der Hühner war mit herkömmlichem Sojafutter gefüttert worden, ein anderer Teil mit Insektenmehl aus Larven der Schwarzen Soldatenfliege und ein Teil mit der Alge Spirulina. Die alternativen Futtermittel haben im abgebildeten Fleisch zu intensiven Rottönen und Gelbstichen geführt. Die Hälfte der Probanden hat zudem Informationen über die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile der Alternativfuttermittel erhalten.

Anschließend haben die Teilnehmer wiederholt zwischen zufällig zusammengestellten Hähnchenprodukten ausgewählt, deren Preis, Futterform und Nachhaltigkeitskennzeichnung sich voneinander unterschieden hatten. Das Experiment zeigt, dass Informationen über die Nachhaltigkeit der Futtermittel die Kaufbereitschaft für Fleisch von Hühnern mit Insekten- oder Algenfutter erhöhen.

„Sie reagierten deutlich positiver, als sie erfuhren, dass die ungewohnte Fleischfarbe auf die Fütterung mit Insekten zurückzuführen ist.“

Labels mit Hinweisen auf mehr Omega-3-Fettsäuren durch die alternativen Futtermittel haben bei umweltbewussten Käufern das Interesse weiter erhöht.

„Es zeigt, dass umweltbewusste Verbraucher auch aus gesundheitlichen Gründen zu solchen Produkten greifen.“

Menschen, die von sich selbst sagen, dass sie nicht nachhaltig denken, haben das Fleisch, das mit Insekten oder Algen erzeugt wurde, hingegen meistens abgelehnt, selbst wenn ihnen die zusätzlichen Informationen zu den Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekten vorlag.

„Die Ergebnisse zeigen, dass Information ein zweischneidiges Schwert ist. Sie kann bei vielen westlichen Konsumenten zu Ekel gegenüber aus Insekten oder Algen gewonnenen Produkten führen.“

Die Forscher erklären, dass Aufklärungskampagnen in Kombination mit klaren Verpackungsangaben dabei helfen könnten, bei allen Verbrauchern die Kaufbereitschaft für das nachhaltigere Produkt zu erhöhen.

„Das Ergebnis überrascht nicht, aber es verdeutlicht, wie entscheidend verlässliche Informationen über Futtermittelzutaten in der Tierhaltung sind, um Verbraucher für solche Produkte zu gewinnen.“

Food Policy, doi: 10.1016/j.foodpol.2021.102192

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