Bike Offenbach

Effekte von Fahrradstraßen in Deutschland untersucht

Robert Klatt

Fahrradstraße in Deutschland (Symbolbild) )kcotS ebodAtdimhcsotohp(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In Deutschland bauen immer Städte spezielle Fahrradstraßen, um das Radfahren attraktiver zu machen
  • Der Abschlussbericht des Projekts Bike Offenbach zeigt, dass der Fahradverkehr dadurch tatsächlich steigt
  • Das Sicherheitsgefühl der Radfahrer ist aber gering, weil trotz der Geschwindigkeitsgrenzen viele Autos zu schnell fahren

In Deutschland bauen immer mehr Städte spezielle Fahrradstraßen. Eine Studie hat nun untersucht, ob dies die Akzeptanz für das Rad als tägliches Verkehrsmittel beeinflusst.

Darmstadt (Deutschland). Studien haben Nachweise darüber erbracht, dass Fahrradpendler gesünder leben und signifikant geringere CO₂-Emissionen verursachen als Menschen, die mit dem Auto zur Arbeit fahren. Trotzdem fahren in Deutschland überwiegend höhere gebildete Personen aus Groß- und Mittelstädten mit dem Fahrrad, unter anderem, weil sie ihr Umweltbewusstsein so der Öffentlichkeit zeigen können.

In anderen Ländern, darunter die Niederlande und Dänemark, hat das Fahrrad einen deutlich höheren Stellenwert im Individualverkehr. Ein Grund dafür ist die gut ausgebaute Infrastruktur, die es Fahrradfahrern ermöglicht, sich schnell und sicher durch die Städte zu bewegen. Als Reaktion auf die immer höhere Autodichte bauen inzwischen aber auch immer mehr deutsche Städte spezielle Straßen für Fahrräder.

Neun Kilometer Fahrradstraßen in Offenbach

Im Rahmen des Projekts Bike Offenbach sind im Zeitraum von 2018 bis 2022 in der Stadt neun Kilometer Fahrradstraßen entstanden. Wie die Offenbacher Mobilitätsdezernentin Sabine Groß (Grüne) erklärt, ist eine wissenschaftliche Studie nötig, um deren Effekte zu untersuchen.

„Mobilitätsthemen werden zunehmend emotional diskutiert. Eine gute und wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Bewertung des Ausbaus von Fahrradinfrastruktur ist für die Beurteilung und Kommunikation daher zunehmend wichtig.“

Wissenschaftler der Hochschule Darmstadt haben das Projekt deshalb begleitet. Nun wurde der Abschlussbericht (PDF) publiziert, laut dem deutlich mehr Menschen ihr Fahrrad im Alltag nutzen, seit es in Offenbach die Fahrradstraßen gibt.

Sicherheitsgefühl ist gesunken

Die zu Beginn und am Ende der Untersuchung durchgeführte Umfrage unter Fahrradfahren zeigt jedoch eine signifikante Abnahme des Sicherheitsgefühls auf der Senefelderstraße in Offenbach im Studienzeitraum, obwohl der Radverkehr dort vor dem Autoverkehr Vorrang hat und lediglich Anwohner die Straße mit einem Auto mit maximal 30 km/h befahren dürfen. Der motorisierte Verkehr auf diesem Teilstück ist dadurch stark gesunken.

Im Jahr 2018 vertraten noch über 70 Prozent der Teilnehmer aus sämtlichen Altersgruppen die Meinung, dass Fahrradstraßen ein gesteigertes Sicherheitsniveau gewährleisten. Vier Jahre später sank dieser Anteil jedoch auf lediglich 34 Prozent, die überzeugt waren, dass Fahrradstraßen tatsächlich zu einer erhöhten Sicherheit beitragen.

Autos sind oft zu schnell

Das geringe Sicherheitsgefühl der Radfahrer geht vor allem auf zu schnelle Autos zurück. Etwa die Hälfte der Autofahrer war deutlich zu schnell. Die Studiendaten von Bike Offenbach bestätigen damit eine Untersuchung von TomTom, laut der Autofahrer in deutschen Städten oft viel zu schnell sind.

Verbesserungsbedarf bei Fahrradstraßen

Während des Testbetriebs stellte sich heraus, dass geschwindigkeitsmindernde und risikosenkende Veränderungen an den Kreuzungspunkten zwischen Fahrrad- und anderen Verkehrsstraßen das bestehende Gefährdungspotenzial weiter reduzieren könnten. Um die Risiken für Radfahrer durch unachtsames Öffnen von Autotüren am Straßenrand zu minimieren, wurden die betroffenen Bereiche mit grafischen Elementen gekennzeichnet, welche von der Hochschule für Gestaltung entworfen wurden.

Der Bericht verdeutlicht, dass es hinsichtlich der Fahrradstraßen noch Optimierungspotenzial gibt. Das Amt für Mobilität ist bereits dabei, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Laut Angaben der Stadt Offenbach werden jährlich mindestens 600.000 Euro an eigenen Mitteln bereitgestellt, um den Radverkehr innerhalb der Stadt zu fördern und zu optimieren. Dazu gehören insbesondere Fahrbahnmarkierungen, Beschilderungen sowie diverse bauliche Maßnahmen.

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