Anlage im Meeresgrund

Dänemark speichert CO₂ unter der Nordsee

Robert Klatt

Ölfeld Nini in der Nordsee )soenI(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Unter dem dänischen Teil der Nordsee werden zum ersten Mal größere Mengen CO₂ unter dem Meeresgrund eingelagert
  • Die Carbon Capture and Storage (CCS) Technik soll die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre reduzieren und gegen den Klimawandel helfen, ist bei Umwelt- und Klimaschützern wegen ihrer Risiken aber umstritten

Dänemark lagert erstmals Kohlendioxid unter der Nordsee ein. Die umstrittene Technik soll die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre reduzieren und gegen den Klimawandel helfen.

Esbjerg (Dänemark). Dänemark hat den ersten Unternehmen vor etwa einem Monat erlaubt, größere Mengen CO₂ unter dem Meeresgrund der Nordsee einzulagern. Erhalten haben entsprechende Lizenzen unter anderem das französische Energieunternehmen TotalEnergies SE sowie das Projekt Greensand, das von einem Konsortium um die deutschen Unternehmen Wintershall Dea und Ineos geführt wird.

In der Hafenstadt Esbjerg hat nun der dänische Kronprinz Frederik den offiziellen Startschuss für Greensand gegeben. Laut Wintershall Dea handelt es sich dabei um das global erste Projekt zu grenzüberschreitenden Offshore-CO₂-Einspeicherung, um explizit dem Klimawandel entgegenzuwirken. Zudem ist Greensand das erste Projekt, bei dem unter dem dänischen Teil der Nordsee signifikante Mengen Kohlendioxid eingelagert werden sollen.

Carbon Capture and Storage

Die Carbon Capture and Storage (CCS), also die CO₂-Abscheidung und -Einlagerung, ist eine Technik, die etwa bei industriellen Prozessen CO₂ einfängt, das dann Lagerstätten unter der Erde oder unter dem Meer eingelagert wird. Beim Projekt Greensand wird das CO₂ in Belgien gesammelt und im ausgeförderten Ölfeld Nini West gespeichert.

Projekt soll CO₂-Konzentration reduzieren

Das Ziel des Projekts ist die Reduzierung der CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre. Diese hat laut einer Studie der American Meteorological Society (AMS) kürzlich den Rekordwert von 414,7 Teilen pro Million (ppm) erreicht.

Mario Mehren, Wintershall-Dea-Vorstandsvorsitzender, sieht den Klimawandel als die größte Herausforderung der Menschheit. Laut ihm müssen sich daher alle, also auch die Öl- und Gasindustrie, anpassen und schneller handeln, damit die Ziele des Pariser Weltklimaabkommens erreicht werden können. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht das Projekt als positiven Schritt für das Klima.

„Dies ist ein großer Moment für den grünen Wandel in Europa. Dieses Projekt hilft sowohl unserer Industrie als auch dem Klima.“

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist ebenfalls der Ansicht, dass CCS und CCU, also die CO₂-Wiederverwendung, unerlässlich sind. Laut dem stellvertretenden BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch können in bestimmten Prozessen Emissionen nicht immer vermieden werden. Die Techniken sind also zwingend erforderlich, um Klimaneutralität zu erreichen.

„Wenn Deutschland Klimaneutralität erreichen will, geht dies nur mit Nutzung des CCS- und CCU-Verfahrens.“

Bei vielen Umwelt- und Klimaschützern ist die Technik hingegen umstritten, weil Leckagen von Kohlendioxid die Umwelt gefährden können. Zudem sind manche Aktivitäten der Ansicht, dass solche Lösungen den Ausbau erneuerbarer Energien und den Ehrgeiz beim Klimaschutz dämpfen.

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