Untersuchung in der Nordsee

Bedrohung oder Nutzen - Profitieren Fische von Windparks im Meer?

 Robert Klatt

Windpark in der Nordsee )kcotS ebodAretxiwt(Foto: © 

In der Nord- und Ostsee werden immer mehr große Offshore-Windparks installiert. Nun wurde untersucht, wie die Windkraftwerke und ihre Fundamente im Meeresboden sich auf die dort lebenden Fischarten auswirken.

Bremerhaven (Deutschland). Offshore-Windparks in der Ost- und Nordsee haben einen bedeutenden Anteil an der deutschen Stromproduktion. 2024 haben sie mehr Strom als die Steinkohlekraftwerke hergestellt. Neue Anlagen, wie der größte Offshore-Windpark He Dreiht in der Nordsee, sollen in den kommenden Jahren die Stromproduktion auf dem Meer noch weiter steigern. Eine Studie der Universität Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat jedoch bereits gezeigt, dass die Windkraftwerke manche Wasservögel vertreiben.

Forscher des Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei (Thünen-Institut) haben nun eine gemeinsam mit dem Offshore-Windparkbetreiber Northland Power erstellte Studie publiziert, die untersucht hat, wie ein Windpark in der südlichen Deutschen Bucht sich auf die dort lebenden Fischarten auswirkt.

„Es war uns ein großes Anliegen, die wissenschaftlichen Untersuchungen im Windpark aktiv zu unterstützen. Nur so können wir verlässliche Erkenntnisse darüber gewinnen, wie unsere Anlagen das marine Ökosystem beeinflussen. Die Ergebnisse dieser Forschung sind für uns von großem Wert. Wir werden sie gezielt nutzen, um auch künftig sicherzustellen, dass unser Einfluss im Betrieb nach erfolgtem Rückbau auf das bestehende Ökosystem so minimal und nachhaltig wie möglich bleibt.“

Angelfischerei und Unterwasserkameras

Um die am Windpark lebenden Fische zu erfassen, haben die Forscher eine Kombination aus Unterwasserkameras und Angelfischerei verwendet. Fangmethoden wie Schleppnetzfischerei wurden nicht genutzt, weil sich viele Fische zwischen den Bauteilen der Windkraftanlagen aufhalten und deshalb mit großen Netzen nicht gefangen werden können.

„Damit haben wir ein besonders breites Spektrum an Fischarten erfassen können, die sich in den und um die Fundamente der Windenergieanlage aufhalten. Wir können dort aber nicht mit den üblichen Fangmethoden wie Schleppnetzfischerei Proben nehmen.“

Franzosendorsch, Zwergdorsch und Makrelen

Bei früheren Untersuchungen in der Nähe von Helgoland wurden Kabeljau (Gadus morhua), Makrelen (Scomber scombrus) und Holzmakrelen (Trachurus trachurus) und Pollack (Pollachius pollachius) in der unmittelbaren Umgebung der Windparks entdeckt. Die Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die Fischarten sich je nach Bauweise und Gründung der Windkraftanlagen unterscheiden.

Die neue Untersuchung beim Windpark in der südlichen Deutschen Bucht hat vor allem Franzosendorsche (Trisopterus luscus), Zwergdorsche (Trisopterus minutus), Makrelen (Scomber scombrus) und Holzmakrelen (Trachurus trachurus) offenbart. Außerdem wurden innerhalb des Windparks gestreifte Schleimfische (Parablennius gattorugine) und Samtkrabben (Portunus puber) entdeckt, also Tierarten, die normalerweise auf felsigen Meeresböden leben.

Laut den Forschern deutet dies daraufhin, dass die künstlichen Strukturen der Windparks im Ökosystem eine ähnliche Position wie ein natürliches Riff einnehmen und dadurch die Artenvielfalt fördern. Die Studie zeigt somit, dass Offshore-Windparks das marinen Ökosystem beeinflussen und Betreiber dies bei der Planung von neuen Windparks im Meer berücksichtigen sollten.

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