Klimawandel

Reduzieren CO₂-Steuern wirklich die Emissionen?

 Robert Klatt

Bremsen CO₂-Steuern den Klimawandel? )kcotS ebodAetaK(Foto: © 

2023 gab es global in 25 Ländern, darunter auch Deutschland, eine CO₂-Steuer. Nun wurde untersucht, ob diese Steuern tatsächlich die Emissionen senken und damit den Klimawandel bremsen.

Nürnberg (Deutschland). Die CO₂-Konzentration hat seit 2004 um mehr als zehn Prozent zugenommen. Wenn dieser Trend anhält, wird laut einer Studie der University of Leeds das CO₂-Budget für die 1,5-Grad-Grenze bald überschritten. Deutschland und viele andere Länder haben deshalb eine CO₂-Steuer eingeführt, die Unternehmen und Privatpersonen dazu bewegen soll, ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren. In Deutschland und Österreich liegt die CO₂-Steuer auf Benzin, Diesel, Heizöl, Gas und Flüssiggas aktuell bei 55 Euro pro Tonne.

Unterschiedliche Wissenschaftler sprechen sich jedoch seit Langem für einen deutlich höheren CO₂‑Preis aus, weil laut ihnen die aktuelle CO₂‑Steuer angesichts des schnell voranschreitenden Klimawandels deutlich zu gering ist. Forscher der Österreichischen Nationalbank kamen etwa 2024 zu dem Ergebnis, dass die CO₂-Steuer innerhalb der Europäischen Union (EU) bei 668 Euro pro Tonne liegen müsste, um eine sinnvolle Klimaschutzmaßnahmen zu sein.

Effekte der CO₂-Steuern

Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU Erlangen-Nürnberg) haben nun untersucht, ob die existierenden CO₂-Steuern tatsächlich die Emissionen senken. Laut der Publikation im Fachmagazin One Earth gab es 2023 in 25 Ländern nationale CO₂-Steuern. In 19 Ländern lagen diese Steuern aber unter dem Referenzwert von 25 US-Dollar pro Tonne, ab dem eine Reduktion der Emissionen realistisch war.

Die Wissenschaftler haben deshalb analysiert, wie die Steuern in den 19 Niedrigsteuerstaaten gestaltet waren, wie sie sich im Zeitverlauf entwickelt haben und wie die jeweilige Regierung die Einführung begründet hat. Die Analyse offenbart, dass die CO₂-Steuern in vielen Ländern primär als zusätzliche Einnahmequelle und nicht zum Erreichen von klimapolitischen Zielen eingeführt wurden. In mehreren der 19 Staaten war die Steuer demnach nicht ausreichend hoch, um die Emissionen signifikant zu reduzieren.

„Die Reduzierung von Emissionen ist in der Realität oft nicht das primäre Motiv für die Einführung von CO₂-Steuern. Die Einführung einer CO₂-Bepreisung in einem Land ist an sich noch kein Hinweis auf Fortschritte in der Klimapolitik, und die steigende Zahl von Bepreisungssystemen ist noch kein Beweis dafür, dass das ein erfolgreiches klimapolitisches Instrument ist.“

Begründung der CO₂-Steuern

Die Studie zeigt zudem, dass in 13 der 19 Länder die CO₂-Steuer nicht aufgrund von klimapolitischen Zielen, sondern vor allem als zusätzliche Einnahmequelle eingeführt wurde. Irland und Island haben die CO₂-Steuer beispielsweise eingeführt, um die durch die Finanzkrise fehlenden Einnahmen ausgleichen zu können. In 12 der 19 Länder lagen die CO₂-Steuern zudem deutlich unterhalb der Referenzwerte.

„Das deutet darauf hin, dass viele CO2-Steuern nicht in erster Linie oder gar nicht darauf ausgelegt waren, Emissionen zu reduzieren. Von den 25 bestehenden nationalen CO2-Steuer-Systemen blieb fast die Hälfte der Steuern unterhalb der Schwelle, ab der sie einen signifikanten Einfluss auf die Emissionen haben, selbst nachdem mehrere ursprünglich niedrige CO2-Steuern angehoben worden waren.“

Laut den Wissenschaftlern sind weitere Studien nötig, um die Effekte der Emissionshandelssysteme und die Gründe für oder gegen eine CO₂-Steuer genauer zu untersuchen.

„Die bloße Existenz dieser Instrumente sagt jedoch wenig über ihr Potenzial aus, einen raschen Übergang zu Netto-null-Emissionen zu erleichtern, da sie möglicherweise für andere Zwecke konzipiert wurden. Länder könnten sich hinter der Aussage 'Wir haben eine CO2-Steuer' verstecken und ehrgeizigere, dringend notwendige transformative Klimapolitikmaßnahmen weiter aufschieben.“

One Earth, doi: 10.1016/j.oneear.2025.101390

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