Robert Klatt
Die CO₂-Emissionen des Menschen beschleunigen den Klimawandel stark. Wenn die aktuellen Emissionen beibehalten werden, wird das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens bald überschritten.
Leeds (England). Im Pariser Klimaabkommen haben die Staaten 2015 vereinbart, dass die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden soll. Laut dem Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union (EU) wurde diese Grenze 2024 erstmals gebrochen und die Erde war mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer als in der vorindustriellen Zeit. Die im Pariser Klimaabkommen definierte Grenze gilt damit aber noch nicht als gebrochen, weil sie sich auf Temperaturabweichungen bezieht, die im globalen Mittel über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren bestehen.
Forscher der University of Leeds haben nun untersucht, wie viele CO₂-Emissionen der Mensch noch ausstoßen kann, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Laut der Publikation im Fachmagazin Earth System Science Data können die aktuellen CO₂-Emissionen nur noch für drei Jahre beibehalten werden. Die Wissenschaft schätzt, dass die Menschheit bei den aktuellen Bedingungen bis 2028 noch rund 130 Milliarden Tonnen CO₂ emittieren wird. Sollten die Emissionen in diesem Zeitraum deutlich höher liegen, würden diese das verbleibende CO₂-Budget übertreffen und der Klimawandel würde noch schneller ablaufen.
„Unser dritter jährlicher Bericht zu den globalen Klimaindikatoren zeigt, dass sowohl das aktuelle Erwärmungsniveau als auch die Geschwindigkeit der Erwärmung beispiellos sind. Durch die weiterhin extrem hohen Treibhausgasemissionen sind immer mehr Menschen gefährlichen Klimaauswirkungen ausgesetzt.“
Die Studie zeigt zudem, dass das CO₂-Budget, bei dem die Erde eine Temperatur von 1,6 Grad Celsius bis 1,7 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau erreicht, bereits in neun Jahren überschritten werden könnte, wenn die Menschheit ihre aktuellen CO₂-Emissionen nicht deutlich reduziert.
Laut den rund 60 internationalen Wissenschaftlern, die an der Studie mitgearbeitet haben, kann der Klimawandel nur durch eine deutliche Reduzierung der CO₂-Emissionen begrenzt werden. Die Menschen haben in den letzten zehn Jahren jährlich etwa 53 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente freigesetzt, primär durch die Nutzung fossiler Energieträger und die Rodung großer Waldgebiete.
Diese Emissionen haben nicht nur die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre erhöht, sondern auch die Emissionen von Schwefeldioxid reduziert, das normalerweise kühlende Aerosole bildet. Die Erderwärmung läuft durch den geringeren Anteil dieser Aerosole noch schneller ab.
Earth System Science Data, doi: 10.5194/essd-17-2641-2025
