Hitzewellen, Starkregen & Co.

Lebensmittelpreise sind durch den Klimawandel global stark gestiegen

 Robert Klatt

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Der Klimawandel löst zahlreiche Extremwetterereignisse aus, darunter Hitzewellen, Dürren und Starkregen. Diese belasten die Landwirtschaft und sorgen kurzfristig für deutlich höhere Preise bei wichtigen Lebensmitteln.

Barcelona (Spanien). Der Klimawandel sorgt dafür, dass global immer mehr Wetterextreme, darunter Hitzewellen, Starkregen und Dürren, auftreten. Laut einer Studie der Stanford University führt diese Entwicklung langfristig zu deutlichen Ernterückgängen bei den Grundnahrungsmitteln Weizen, Mais, Reis, Soja, Gerste und Maniok, deren Preise deshalb steigen werden. Forscher des Barcelona Supercomputing Center haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, wie sich Wetterextreme kurzfristig auf die Preise von Kartoffeln, Reis, Obst und Gemüse, Olivenöl, Kakao und Kaffee auswirken.

„Solange wir nicht Netto-Null-Emissionen erreichen, wird extremes Wetter nur noch schlimmer. Es zerstört bereits Ernten und treibt die Lebensmittelpreise weltweit nach oben.“

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Environmental Research Letters haben die Forscher 16 Fallbeispiele aus 18 Ländern über einen Zeitraum von zwei Jahren analysiert. Dabei haben sie entdeckt, dass es einen direkten Zusammenhang mit extremen Hitzewellen, Dürren oder Starkregen und Preissteigerungen bei den Lebensmitteln gab. Die Preisanstiege sind meistens nur wenige Wochen nach dem Extremwetter aufgetreten.

  • Großbritannien: Im Februar 2024 verteuerten sich Kartoffeln um 22 Prozent. Ursache war außergewöhnlich starker Winterregen, der laut Wissenschaftlern durch den Klimawandel um rund 20 Prozent intensiver ausfiel und zehnmal wahrscheinlicher wurde als unter früheren klimatischen Bedingungen.
  • U. S. A.: Im November 2022 zogen die Preise für Gemüse um 80 Prozent an. Auslöser war eine ausgeprägte Sommerdürre im Westen der USA, die durch extreme Hitze, Wassermangel und stark ausgetrocknete Böden zusätzlich verschärft wurde.
  • Äthiopien: Im März 2023 lagen die Lebensmittelpreise um 40 Prozent über dem Vorjahresniveau. Grund dafür war die schwerste Dürre in Ostafrika seit vier Jahrzehnten. Forschende gehen davon aus, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses um das Hundertfache erhöht hat.
  • Spanien und Italien: Zwischen 2022 und 2023 führte eine anhaltende Dürre zu einem Anstieg der Olivenölpreise um 50 Prozent innerhalb eines Jahres bis Januar 2024. Besonders betroffen war Spanien, das über 40 Prozent der weltweiten Olivenölproduktion stellt.
  • Elfenbeinküste & Ghana: Nach einer massiven Hitzewelle stieg der Weltmarktpreis für Kakao bis April 2024 um 280 Prozent. Die beiden westafrikanischen Staaten zählen gemeinsam zu den wichtigsten Anbauregionen weltweit und liefern etwa 60 Prozent der globalen Kakaoernte.
  • Brasilien & Vietnam: Im August 2024 lagen die globalen Kaffeepreise 55 Prozent höher als zuvor. In Brasilien war eine lang anhaltende Dürre verantwortlich, während in Vietnam eine extreme Hitzewelle im Juli die Robusta-Produktion beeinträchtigte und sich der Preis für diese Sorte verdoppelte.
  • Indien: Nach einer ungewöhnlich heftigen Hitzewelle im Mai 2024 schnellten die Preise für Zwiebeln und Kartoffeln im zweiten Quartal um mehr als 80 Prozent in die Höhe. Die Hitze war laut Experten mindestens 1,5 Grad Celsius wärmer als vergleichbare historische Ereignisse.
  • Japan: Im September 2024 lagen die Reispreise um 48 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Sommer zählte zu den heißesten seit Beginn der regionalen Aufzeichnungen im Jahr 1946, mit Durchschnittstemperaturen von 1,76 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel.
  • Südkorea: Kohl verteuerte sich im September 2024 um 70 Prozent infolge einer außergewöhnlichen Hitzewelle im August. Der Sommer brachte die höchsten Durchschnittstemperaturen seit Beginn der nationalen Messungen vor rund 50 Jahren.
  • Pakistan: Nach katastrophalen Überschwemmungen im August 2022, ausgelöst durch Monsunregenmengen, die 547 Prozent über dem Durchschnitt lagen, stiegen die Preise für Lebensmittel in ländlichen Regionen innerhalb weniger Wochen um 50 Prozent.
  • Mexiko: Im Januar 2024 lagen die Preise für Obst und Gemüse um 20 Prozent höher als im Vorjahr. Ursache war eine der schwersten Dürren, die das Land seit über zehn Jahren erlebt hat.

Gesundheitsprobleme durch höhere Lebensmittelpreise

Laut den Forschern können sich die Preisschocks bei Lebensmitteln negativ auf die Gesundheit vieler Menschen auswirken. Besonders einkommensschwache Haushalte in ärmeren Ländern können sich dadurch nicht mehr alle nahrhaften Lebensmittel leisten und müssen stattdessen ungesündere Alternativen konsumieren. Es kann dadurch zu Mangelernährung kommen und das Risiko für verschiedene Krankheiten, darunter Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten, nimmt durch die schlechtere Ernährung zu.

Environmental Research Letters, doi: 10.1088/1748-9326/ade45f

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