Hitzewellen und Co.

Klimawandel reduziert Ernten der Landwirtschaft stark, aber nicht überall

 Robert Klatt

Klimawandel belastet die globale Landwirtschaft )kcotS ebodA555tawaneen(Foto: © 

Der Klimawandel führt zu deutlichen Ernterückgängen bei den Grundnahrungsmitteln Weizen, Mais, Reis, Soja, Gerste und Maniok, die aktuell rund zwei Drittel des globalen Kalorienbedarfs decken. In manchen Regionen profitiert die Landwirtschaft jedoch auch von den höheren Temperaturen.

Stanford (U.S.A.). Der Klimawandel führt zu immer Wetterextremen, darunter Hitzewellen und Dürren. Diese Bedingungen belasten laut unterschiedlichen Studien die globale Landwirtschaft, etwa den Reisanbau in Japan, den Weizenanbau in Deutschland und die Wein- und Olivenproduktion in Spanien und Portugal. Forscher der Stanford University haben nun global untersucht, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Landwirtschaft hat. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass jede zusätzliche Erwärmung um einen Grad Celsius die Nahrungsmittelproduktion um 120 Kalorien pro Kopf und Tag reduziert. Dies entspricht etwa 4,4 Prozent des aktuellen Konsums.

„Wenn die globale Produktion sinkt, trifft das die Verbraucher: Die Preise steigen, der Zugang zu Lebensmitteln wird schwieriger – und unsere Familien leiden darunter. Wenn sich das Klima um drei Grad erwärmt, ist das im Grunde so, als ob jeder Mensch auf dem Planeten auf das Frühstück verzichten müsste.“

Daten aus über 12.000 Regionen

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature haben die Forscher Daten aus über 12.000 Regionen in 55 Ländern analysiert. Die Studie zeigt, wie der Klimawandel sich auf die Erträge der sechs Grundnahrungsmittel Weizen, Mais, Reis, Soja, Gerste und Maniok, zwei Drittel des globalen Kalorienbedarfs auswirkt und welche Anpassungskosten entstehen.

Wie die Forscher erklären, haben ältere Studien die potenziellen Anpassungen der Landwirte an den Klimawandel nur unzureichend berücksichtigt. Die aktuelle Publikation ist somit die erste Studie, die systematisch analysiert, wie sich die Landwirtschaft an die durch den Klimawandel veränderten Umweltbedingungen anpassen kann und wie sich diese Anpassungen, etwa Sortenwechsel und andere Pflanzzeiten, auf die Ernte auswirken. Diese Maßnahmen könnten rund ein Drittel der klimabedingten Verluste bis 2100 ausgleichen, wenn die CO₂-Emissionen des Menschen nicht weiter zunehmen.

„Jede Erwärmung – selbst bei berücksichtigter Anpassung – führt zu Produktionsverlusten in der Landwirtschaft.“

Deutliche Unterschiede zwischen den Regionen

Laut der Studie trifft der Klimawandel die Landwirtschaft in den unterschiedlichen Regionen nicht gleich stark. In den U.S.A. sind die prognostizieren Ernteverluste etwa besonders hoch.

„Die landwirtschaftlich hochproduktiven Regionen im Mittleren Westen – ideal für den heutigen Mais- und Sojaanbau – werden bei einer starken Erwärmung regelrecht verwüstet. Man fragt sich, ob der Corn Belt in Zukunft überhaupt noch ein Corn Belt sein wird.“

„Das ist im Grunde, als würden wir unsere landwirtschaftlichen Profite ins Ausland schicken. Kanada, Russland und China werden die Nutznießer sein - wir in den USA gehören zu den Verlierern.“

Außerdem müssen die Landwirte in Ostchina und im südlichen Afrika mit hohen Einbußen rechnen. In Europa kommt es je nach Breitengrad beim Maisanbau durch den Klimawandel zu etwas höheren Ernten im Norden (10 %) bis zu deutlichen Rückgängen im Mittelmeerraum (40 %). Die Ertragseinbußen beim Weizen liegen in Osteuropa, Westeuropa, Afrika und Südamerika bei 15 bis 25 Prozent und in China, Russland, den U.S.A. und Kanada bei 30 bis 40 Prozent. Zudem ist mit deutlich schlechteren Sojaernten in den U.S.A. zu rechnen.

In den nördlichen Regionen der Erde soll es hingegen zu besseren Ernten kommen. Vor allem die Landwirtschaft in den nördlichen Gebieten von Kanada, China und Russland wird vom Klimawandel somit vorerst profitieren.

Nature, doi: 10.1038/s41586-025-09085-w

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