Robert Klatt
Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen wie neue Wind- und Solarkraftwerke sind in Deutschland umstritten. Nun wurde ermittelt, dass die Investitionen auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll sind und einen vielfachen Nutzen einbringen.
Berlin (Deutschland). Deutschland hat in den letzten Jahren hohe Summen in Klimaschutzmaßnahmen investiert, unter anderem in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE (Fraunhofer ISE) haben deshalb die Solar- und Windkraft den höchsten Anteil an der Stromproduktion. In der Politik sind diese Investitionen jedoch nicht unumstritten. Der Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigten kürzlich etwa an, die Energiewende ausbremsen zu wollen.
„Das können wir uns nicht leisten, so weiterzumachen wie bisher.“
Claudia Kemfert, eine Ökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), hat nun eine Studie publiziert, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Klimaschutzmaßnahmen untersucht hat. Sie kam dabei zu dem Ergebnis, dass jeder in den Klimaschutz investierte Euro einen Nutzen von 1,8 bis 4,8 Euro erzielt.
„Unsere Studie zeigt: Klimaschutz spart Milliarden. Reiches Kurs der Verzögerung treibt die Kosten in die Höhe.“
Klimaschutzmaßnahmen sind also nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll. Eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS), die die Transformation der Europäischen Union (EU) zur CO₂-Neutralität untersucht hat, kam kürzlich zu einem ähnlichen Ergebnis.
Um das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Klimaschutzmaßnahmen berechnen zu können, hat Kemfert zunächst die vom Klimawandel verursachten Schäden, die etwa auf Überschwemmungen, Dürren und andere Extremwetterereignisse zurückgehen, erfasst. Diese lagen von 1980 bis 2023 in der EU bei 738 Milliarden Euro.
In Deutschland hat der Klimawandel seit 2000 über 145 Milliarden Euro Schäden verursacht, darunter etwa die Flutkatastrophe im Ahrtal, auf die 30 Milliarden Euro entfallen. Laut einer Studie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) nimmt das Risiko für Überschwemmungen durch den Klimawandel kontinuierlich zu. Schätzungen gehen deshalb davon aus, dass die klimawandelbedingten Schäden in Deutschland von 2022 bis 2050 bei 280 bis 900 Milliarden Euro liegen.
Wie Kemfert erklärt, ist es deutlich komplexer, die volkswirtschaftlichen Effekte von Klimaschutzmaßnahmen zu erfassen. Die Wissenschaftlerin hat sich deshalb auf drei zentrale Kennzahlen beschränkt, nämlich die eingesparten Brennstoffkosten, die reduzierte gesundheitliche Belastung durch sauberere Luft und reduzierte volkswirtschaftliche Aufwendungen dank sinkender Abhängigkeit von fossilen Energieimporten.
Derzeit kauft Deutschland laut einer Studie des Öko-Instituts trotz des deutlichen Ausbaus der erneuerbaren Energien noch immer Öl, Gas und Kohle für über 80 Milliarden Euro pro Jahr. Klimaschutzmaßnahmen wirken sich bei allen drei untersuchten Kennzahlen positiv aus. Vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien senkt die Kosten stark.
„Für Europa senkte der zusätzliche Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen in den Jahren 2021 bis 2023 die Kosten der Stromversorgung um rund 100 Milliarden Euro.“
In der Bundesrepublik sind die eingesparten Brennstoffkosten deutlich höher als die Förderung der erneuerbaren Energien im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Die dadurch entfallenen Importe bei Gas, Kohle und Öl liegen im zweistelligen Milliardenbereich. Zudem sinken die Gesundheitskosten durch weniger Atemwegs- und Herzerkrankungen jährlich um acht bis 12 Milliarden Euro.
Quellen:
Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)