Robert Klatt
Eine Transformation der Europäischen Union (EU) zur CO₂-Neutralität ist umstritten, weil sie sehr kostspielig ist. Die Investitionen sind jedoch auch ökonomisch sinnvoll, weil die ansonsten durch den Klimawandel auftretenden Schäden deutlich höher wären.
Düsseldorf (Deutschland). Die Europäische Union (EU) hat in den letzten Jahren hohe Investitionen getätigt, um ihre CO₂-Emissionen zu senken. Inzwischen haben diese unter anderem dazu geführt, dass Solarenergie erstmals die größte Stromquelle des Staatenbundes war. In der Politik und Gesellschaft wird aber noch immer intensiv darüber diskutiert, ob eine Transformation zur CO₂-Neutralität aus sozialökologischen Aspekten sinnvoll ist.
Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) haben nun eine Studie publiziert, laut der Investitionen in die CO₂-Neutralität zwar hoch sind, es aber deutlich teurer wäre, diese Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht umzusetzen.
Laut den Berechnungen der Wissenschaftler entstehen durch die CO₂-Bepreisung, das zentrale Mittel der EU zur Reduzierung der CO₂-Emissionen, kurz- bis mittelfristig negative Auswirkungen, darunter ein geringeres Bruttoinlandsprodukt (BIP) und eine höhere Inflation. Wenn man die langfristigen ökonomischen Schäden, die der Klimawandel bei gleichbleibenden oder steigenden CO₂-Emissionen auslösen würde, berücksichtigt, zeigt sich jedoch, dass die Investitionen für die Transformation zur CO₂-Neutralität rentabel sind.
Die Forscher empfehlen, dass die EU neben der CO₂-Bepreisung einen neuen Investitionsfonds schaffen sollte, in den zwischen 2027 und 2034 jährlich 170 Milliarden Euro eingezahlt werden. Die finanziellen Mittel sollen in den Ausbau der klimafreundlichen Produktion und in das nichtfossile Energiesystem, also vor allem in die Solar- und Windkraft, fließen. Der Investitionsfonds soll negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Transformation abmildern und den Wandel zur CO₂-Neutralität beschleunigen.
Wenn sowohl die CO₂-Bepreisung als auch der Investitionsfonds entsprechend umgesetzt wären, hätte die Transformation laut den Forschern langfristig positive wirtschaftliche Aspekte, vor allem, wenn auch andere Regionen eine ähnliche Klimapolitik umsetzten. Der Investitionsfonds würde laut den Berechnungen das BIP zwischen 2036 und 2040 um ein Prozent mehr erhöhen als ohne Investitionsfonds. Dies würde ausreichen, um die Investitionen für das Erreichen der Klimaneutralität auszugleichen.