Erklärung für Gender Pay Gap

Frauen bewerben sich in Deutschland öfter auf schlecht bezahlte Jobs

Robert Klatt

Frau bei einem Bewerbungsgespräch )kcotS ebodAašlaB(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In Deutschland erhalten Frauen im Mittel ein deutlich geringes Gehalt als Männer
  • Eine Studie der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt nun, dass das geschlechtsspezifische Bewerbungsverhalten dafür hauptverantwortlich ist

In Deutschland haben Frauen im Mittel deutlich geringere Einkommen als Männer. Eine Studie der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt, dass dies größtenteils am geschlechtsspezifischen Bewerbungsverhalten liegt.

Nürnberg (Deutschland). Im Durchschnitt erhalten Frauen in Deutschland geringere Einkommen als ihre männlichen Kollegen. Obwohl sich in der Ökonomie zahlreiche Studien mit dem Thema beschäftigt haben und der Gender Pay Gap (Geschlechtsspezifische Verdienstlücke) oft politisch diskutiert wurde, wurde das geschlechtsspezifische Verhalten bei der Stellensuche bislang nur wenig untersucht.

Der aktuelle IAB-Kurzbericht (PDF) des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat sich nun mit dem Thema beschäftigt. Die Autoren um Benjamin Lochner entdeckten bei ihrer Analyse von Unternehmensdaten aus dem Zeitraum 2010 bis 2016, dass Frauen sich deutlich seltener bei Hochlohnfirmen bewerben als Männer.

„Ihre Bewerbungsquote bei Hochlohnfirmen war um mehr als 25 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Bei den zehn Prozent der Betriebe mit den niedrigsten Löhnen bewarben sich im Mittel rund 55 Prozent Frauen und 45 Prozent Männer.“

Im Durchschnitt erhalten weibliche Arbeitnehmer, die neu eingestellt werden, ein um 23 Prozent niedrigeres Einkommen im Vergleich zu Männern. Wenn man allerdings Frauen und Männer mit identischen Berufen und ähnlichen Eigenschaften, beispielsweise im Hinblick auf das Alter, miteinander vergleicht, reduziert sich der bereinigte Lohnunterschied auf etwa 14 bis 15 Prozent.

Wenn man das auf das Geschlecht bezogene Verhalten bei der Jobsuche in die Untersuchung der Lohnunterschiede einbezieht, verringert sich der angepasste Einkommensabstand um über 50 Prozent.

Flexibilitätsanforderungen für Frauen problematisch

Erhöhte Flexibilitätsforderungen seitens der Arbeitgeber führen oft zu einer geringeren Quote weiblicher Bewerberinnen. So sind im Durchschnitt etwa 30 Prozent Frauen in Bewerberpools für Positionen vertreten, die mit regelmäßigen Geschäftsreisen und wechselnden Arbeitsplätzen einhergehen. Arbeitnehmer akzeptieren im Schnitt längere Pendelstrecken für Jobs mit höheren Gehaltszuschlägen. Dabei ist auffällig, dass Männer im Durchschnitt längere Distanzen zurücklegen als Frauen, wobei der Unterschied insbesondere im Vergleich zu Frauen mit Kindern signifikant ist.

„Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa durch flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sowie eine gerechtere Aufteilung der Sorge-Arbeit zwischen beiden Elternteilen könnte die individuelle Flexibilität erhöhen, was sich wiederum positiv auf das Bewerbungsverhalten und die Verdienstmöglichkeiten auswirken könnte.“

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