Konkurrenz aus China

Elektroautos gefährden 260.000 Arbeitsplätze in Deutschland

Robert Klatt

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Die Automobilindustrie bekommt vor allem bei Elektroautos zunehmend Konkurrenz aus China. In Deutschland sind dadurch 260.000 Arbeitsplätze gefährdet.

Hamburg (Deutschland). Laut einer Studie von Allianz Trade nimmt der globale Verkauf von Elektroautos 2024 im Vergleich zum Vorjahr stark zu (+ 32,8 %). In Europa soll die Anzahl der neuzugelassenen Elektroautos (+ 41,2 %) noch stärker zunehmen als im weltweiten Mittel. Es wird somit deutlich, dass die Automobilindustrie sich durch die Elektroautos in einem starken Wandel befindet. Diese Entwicklung stellt laut den Analysten um Jasmin Gröschl besonders deutsche Automobilhersteller vor große Herausforderungen.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass besonders Elektroautos aus China den europäischen Herstellern Marktanteile abnehmen. Dies liegt daran, dass in China relativ günstige Modelle produziert werden, während die Automobilhersteller in Deutschland vor allem Premiumfahrzeuge produzieren.

„Das entscheidende Merkmal eines Autos verlagert sich allmählich von der Motorkapazität zu Batterie- und Softwarefähigkeiten. Inmitten dieses strukturellen Wandels hat sich China als disruptive Kraft erwiesen, da es seit mehr als einem Jahrzehnt in Batterie- und Softwarekapazitäten investiert und sich eine führende Position gesichert hat.“

Zu ähnlichen Ergebnissen kam 2022 bereits eine Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC), laut der Europa bis 2025 zum Autoimporteur wird.

Hohe Preise erschweren Konkurrenz

Neben den günstigen Elektroautomodellen aus China, die in Europa nur schwer profitabel produziert werden können, beeinträchtigen auch die steigenden Transport- und Produktionskosten die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie. Dies wird an den hohen Durchschnittspreisen von Elektrofahrzeugen aus Europa deutlich, die 2022 bei 55.821 Euro lagen und damit deutlich teurer waren als Verbrenner (+ 27 %). Elektroautos aus China kosteten 2022 im Mittel „nur“ 31.829 Euro. Wie Milo Bogaerts erklärt, gefährdet die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit viele Arbeitsplätze in Europa.

„Die Automobilindustrie ist das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, sie macht 6 % der Wirtschaftsleistung aus, dient als Innovations- und Exportzentrum und beschäftigt mit 6,5 Millionen direkten Arbeitsplätzen eine große Zahl von Arbeitnehmenden in Europa. Da sie sich jedoch lange Zeit auf ihre etablierten Stärken konzentriert haben, sind die europäischen Automobilhersteller spät auf den Markt für Elektroautos gekommen und haben jetzt Mühe, erschwingliche Modelle rentabel zu produzieren. Infolgedessen erleben die europäischen Autohersteller nun auch einen Rückgang ihrer Marktanteile.“

730.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Die Analysten von Allianz Trade gehen davon aus, dass die starke Konkurrenz und die geringere Komplexität von Elektroautos, die aus deutlich weniger Bestandteilen bestehen als Verbrenner, zu einem deutlichen Rückgang des Personalbedarfs führen (- 30 %). Dies entspricht 730.000 Arbeitsplätzen in der Europäischen Union (EU) und 260.000 Arbeitsplätzen in Deutschland, die in den kommenden Jahren entfallen könnten. Sollten die europäischen Hersteller weitere Marktanteile verlieren, könnten laut Jasmin Gröschl noch mehr Arbeitsplätze wegfallen.

„Um im neuen Wettlauf aufzuholen und die Marktakzeptanz anzukurbeln, sollte Europa unverzüglich Maßnahmen zum Aufbau eines Ökosystems rund um die E-Fahrzeugproduktion ergreifen, die Förderung der Elektrifizierung des Automobilsektors verstärken und die Infrastruktur für Ladestationen ausbauen. Dies ist entscheidend, um die Elektrifizierung des Marktes voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu erhalten."

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