Einkommen in Deutschland

Attraktivität erhöht in allen Berufen das Gehalt

 Robert Klatt

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Attraktive Personen erzielen in Deutschland einen höheren Stundenlohn, auch wenn sie in Berufen arbeiten, die als untypisch für ihr Geschlecht gelten.

Wuppertal (Deutschland). Menschen mit einem attraktiven Aussehen haben im Leben unterschiedliche Vorteile, darunter laut einer Studie der Arizona State University (ASU) auch ein deutlich geringeres Sterberisiko als unattraktive Personen. Nun haben Forscher der Bergischen Universität Wuppertal eine Studie publiziert, laut der Menschen, die als attraktiv wahrgenommen werden, in Deutschland einen höheren Stundenlohn erhalten, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrem Beruf.

Die Studie basiert auf Daten aus dem German Family Panel (pairfam), das das Leben von rund 12.000 Menschen in Deutschland über mehrere Jahre dokumentiert und unter anderem ihr Einkommen, ihren Beruf sowie soziodemografische Informationen wie ihr Alter und ihre formale Bildung enthält. Die Wissenschaftler haben zudem das Aussehen der Probanden auf einer Skala von „sehr attraktiv“ bis „weniger attraktiv“ bewertet. Die ausgeübten Berufe wurden mithilfe von Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Berufe, die eher von Frauen und eher von Männern dominiert werden, unterteilt.

Multiverse-Analyse der umfassenden Daten

Die Daten haben die Forscher mit einer sogenannten Multiverse-Analyse untersucht, bei der 6.912 unterschiedliche Modelle die Korrelation zwischen dem Gehalt und der Attraktivität ermitteln. Diese Methode soll garantieren, dass das Ergebnis nicht durch die Berechnungen eines einzelnen Modells verzerrt wird.

„Damit wollten wir zeigen, wie stabil der sogenannte Schönheits-Effekt tatsächlich ist: Attraktive Menschen verdienen etwas mehr, egal in welchem Beruf sie tätig sind.“

Laut den Ergebnissen der Modelle verdienen attraktive Menschen mehr, auch wenn sie in einem Beruf arbeiten, der für ihr Geschlecht untypisch ist. In der Wissenschaft ging man zuvor davon aus, dass ein umgekehrter Zusammenhang besteht und Personen in einem für ihr Geschlecht eher untypischen Beruf weniger verdienen.

„Unser Ergebnis widerspricht der verbreiteten Annahme, dass Attraktivität in einem für das jeweilige Geschlecht untypischen Beruf zum Nachteil werden kann.“

Attraktive Männer verdienen also auch in „Frauenberufen" mehr und attraktive Frauen in „Männerberufen“, obwohl diese nicht als geschlechtstypisch angesehen werden und nicht zu den gesellschaftlichen Rollenmustern passen.

„Attraktive Frauen in männerdominierten Berufen oder attraktive Männer in frauendominierten Berufen verdienen nicht weniger, im Gegenteil: Die positive Wirkung von Attraktivität bleibt stabil.“

Zwei bis fünf Prozent höherer Stundenlohn

Die analysierten Daten zeigen, dass attraktive Personen durchschnittlich zwei bis fünf Prozent mehr verdienen, auch wenn man Einflussfaktoren wie das Alter und die Berufserfahrung berücksichtigt. Die Studie liefert damit einen weiteren Beleg dafür, dass attraktive Personen auch ökonomische Vorteile erleben.

„Schönheit mag oberflächlich erscheinen, doch sie kann reale Konsequenzen haben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass gesellschaftliche Vorstellungen von Attraktivität dauerhafte Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt erzeugen können, selbst in einem stark regulierten Arbeitsmarkt wie dem deutschen, der weniger Ermessensspielraum für Arbeitgebende bei der Lohnfestlegung im Vergleich zu anderen Ländern bereithält.“

Quellen:

Pressemitteilung der Bergischen Universität Wuppertal

Studie im Fachmagazin European Sociological Review, doi: 10.1093/esr/jcaf008

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