Alter, Einkommen und Co.

Sozioökonomische Faktoren beeinflussen Lebensqualität nach Herz-OP

Robert Klatt

Sozioökonomische Faktoren sollten bei Betreuung nach einer Herz-OP berücksichtigt werden )moc.hsalpsnuetutitsnI recnaC lanoitaN(Foto: © 

Sozioökonomische Faktoren beeinflussen die postoperative Lebensqualität deutlich. Ein neues Screening-Werkzeug soll deshalb Patienten mit einem hohen Risiko einer eingeschränkten Lebensqualität identifizieren, um diese auch seelisch intensiv betreuen zu können.

Düsseldorf (Deutschland). Wissenschaftler vom Institut für Experimentelle Psychologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie des Klinikums Dortmund haben gemeinsam untersucht, welche Faktoren nach einer kardiovaskulären Operationen die Lebensqualität von Patienten beeinflussen. Die im International Journal of Surgery publizierte Studie wurde durchgeführt, weil auch nach einer aus medizinischer Perspektive erfolgreichen Operation manchen Patienten noch immer unter einer geringen Lebensqualität leiden.

Insgesamt hat das Team um Dr. Nora Schaal und Prof. Dr. Alexander Albert in der Kohortenstudie 6.099 Patienten zu ihren Leben nach einer Herz-Operation befragt. Genutzt wurde dafür das sogenannte Nottingham Health Profile, das alle Probanden sechs Monate nach ihrer Operation ausfüllten. Es handelt sich dabei um einen international standardisierter Fragebogen aus 38 zur Einschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Behandelt werden unter anderem Schlafprobleme, Schmerzen, soziale Isolation und Energieverlust. Außerdem erfassten die Wissenschaftler sozioökonomische Daten wie das Einkommen der Patienten.

Sozioökonomische Faktoren erhöhen Risiko für Atemnot und Brustschmerzen

Klassische Gesundheitsbeschwerden nach einer Herz-Operation wie Atemnot und Brustschmerzen treten laut den Studienergebnissen besonders häufig in Verbindung mit spezifischen sozioökonomischen Faktoren auf. Die postoperative Lebensqualität ist demnach besonders bei Personen ohne regelmäßige Arbeit, Männern, Alleinstehenden und jungen Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung niedrig.

Auf Basis der neuen Erkenntnisse entwickelten die Studienautoren ein Konzept für ein Screening-Werkzeug, das noch weiteren Prüfungen schon bald im klinischen Alltag genutzt werden könnte. Das neue Werkzeug soll Ärzten dabei helfen, Patienten mit einem hohen Risiko für eine geringe postoperative Lebensqualität zu identifizieren, um diese intensiver betreuen zu können.

Psychologische Unterstützungen nach der Operation

Wie Albert erklärt, „hat es den Mediziner schon immer interessiert, wie es seinen Patienten auch Monate nach der Operation geht.“ Er hat deshalb bereits vor 20 Jahren damit angefangen, systematisch Fragebögen an vom ihm operierte Menschen zu versenden. Die neuen Studienergebnisse decken sich mit den Beobachtungen von Albert, die zeigen, dass postoperative Beschwerden vermehrt auftreten, wenn zusätzlich auch seelische Probleme vorliegen.

Laut Schaal „kann man diesen Menschen neben den routinemäßigen Rehabilitationsmaßnahmen zusätzliche sekundäre Hilfe anbieten.“ Konkret meint die Wissenschaftlerin damit psychologische Unterstützungen nach der Operation.

International Journal of Surgery, doi: 10.1016/j.ijsu.2020.02.047

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