Robert Klatt
In den U.S.A. konsumieren immer mehr Senioren Cannabis, vor allem solche mit chronischen Erkrankungen. Am stärksten ist der Anteil bei Personen mit hohem Einkommen und Hochschulabschluss gestiegen.
La Jolla (U.S.A.). Knapp die Hälfte der US-Bundesstaaten hat Cannabis inzwischen legalisiert. Bei jungen und mittelalten Erwachsenen hat der Konsum der Droge dadurch in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Forscher der University of California, San Diego (UCSD) haben nun erstmals untersucht, ob auch Senioren ab 65 Jahren mehr Cannabis konsumieren.
„Dies ist das erste Mal, dass wir den aktuellen Cannabis-Konsum in dieser Altersgruppe untersuchen konnten. Zuvor konnten wir nur den Konsum im vergangenen Jahr betrachten, da die Zahlen für den aktuellen Konsum zu gering waren.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Jama Internal Medicine zeigen die Daten der National Survey on Drug Use and Health (NSDUH) aus dem Zeitraum zwischen 2021 und 2023, dass der Cannabiskonsum in keiner Altersgruppe so stark zunimmt wie bei Menschen ab 65 Jahren.
Rund sieben Prozent der Senioren gaben 2023 an, dass sie in den letzten 30 Tagen die Droge konsumiert haben. 2021 (4,8 %) und 2022 (5,2 %) war der Anteil der Senioren, die im letzten Monat Cannabis zu sich genommen haben, noch deutlich geringer. Den höchsten Anteil beim Cannabiskonsum in den vergangenen 30 Tagen hatte 2023 die Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren (15,9 %).
„Wenn wir noch weiter zurückblicken, auf die Jahre 2006 und 2007, konsumierten weniger als ein Prozent der älteren Erwachsenen im vergangenen Jahr Cannabis. Jetzt sehen wir, dass sieben Prozent es allein im letzten Monat konsumiert haben.“
Laut den analysierten Daten hat der Anteil der kiffenden Senioren bei weißen Personen mit einem Jahreseinkommen von mindestens 75.000 US-Dollar und einem Hochschulabschluss, also einer hohen formalen Bildung, am meisten zugenommen. Außerdem ist er vor allem in Bundesstaaten gestiegen, in denen Cannabis zu medizinischen Zwecken legal erworben werden kann.
„Interessanterweise wiesen diejenigen mit dem höchsten Einkommen im Jahr 2021 die niedrigste Prävalenz des Cannabis-Konsums auf, aber bis 2023 hatte diese Gruppe die höchste Prävalenz, was angesichts der Kosten darauf hindeuten könnte, wer Zugang zu medizinischem Cannabis hat.“
Die Wissenschaftler schlussfolgern deshalb, dass Senioren Cannabis vor allem konsumieren, um chronische Schmerzen, Angstzustände, Schlafstörungen und andere Gesundheitsprobleme zu behandeln. Dafür spricht auch, dass der Anteil der Kiffer bei Senioren mit chronischen Erkrankungen deutlich höher ist als bei gesunden Senioren. Die Forscher erklären jedoch, dass eine Behandlung mit medizinischem Cannabis nur in Absprache mit einem Arzt stattfinden sollte.
„Als Geriater sehe ich immer mehr Menschen, die daran interessiert sind, Cannabis zur Behandlung chronischer Gesundheitssymptome zu verwenden. Aber Cannabis kann die Behandlung chronischer Krankheiten erschweren und potenziell schädlich sein, wenn Patienten nicht über seine Verwendung und Risiken aufgeklärt werden.“
Jama Internal Medicine, doi: 10.1001/jamainternmed.2025.1156