Semaglutid

Rekorderfolge beim Abnehmen durch Diabetes-Medikament

Robert Klatt

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Das Diabetes-Medikament Semaglutid hat in einer klinischen Studie für Rekorderfolge beim Abnehmen gesorgt. Der Hersteller hat nun die Zulassung als Mittel gegen Adipositas beantragt.

London (England). Adipositas begünstigt die Entstehung von Demenz, erhöht das Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf und hat zahlreiche andere negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität. Weil es besonders Menschen mit hohem Übergewicht schwerfällt abzunehmen, sucht die Wissenschaft Medikamente und andere Hilfsmittel, die einen Gewichtsverlust ohne Jojo-Effekt unterstützten sollen. Kürzlich wurde dabei entdeckt, dass der Wirkstoff Bimagrumab zu einem deutlichen Fettverlust bei adipösen Typ-2-Diabetikern führt.

Wissenschaftler des University College London und der University of Liverpool hatten die Vermutung, dass auch der Wirkstoff Semaglutid beim Abnehmen helfen kann. Semaglutid imitiert die Wirkung des Darmhormons Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1), das sich an Rezeptoren im Gehirn bindet und dadurch ein Sättigungsgefühl auslöst. Entwickelt wurde Semaglutid eigentlich zur Behandlung von Diabetes.

2.000 Übergewichte Probanden

Laut der Publikation im New England Journal of Medicine führten die Forscher um John Wilding zur Untersuchung ihrer These eine Studie mit 2.000 Übergewichtigen durch. Ein Teil der Probanden erhielte 68 Wochen lang das Medikament einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt. Verabreicht wurde 2,4 Milligramm bei Probanden ohne Diabetes und 3,6 Milligramm bei Probanden mit Diabetes. Die übrigen Teilnehmer erhielten ein Placebo. Außerdem erhielten die Studienteilnehmer Beratung zur Ernährung und Bewegung durch einen Diätassistenten.

Semaglutid sorgt für Gewichtsverlust

Rachel Batterham vom University College London: „Die Ergebnisse dieser Studie stellen einen großen Durchbruch für die Verbesserung der Gesundheit von Menschen mit Adipositas dar.“

Drei Viertel der Probanden aus der Semaglutid-Gruppe verloren über zehn Prozent ihres Körpergewichts, mehr als ein Drittel sogar über 20 Prozent.

Rachel Batterham vom University College London: „Kein anderes Medikament hat bisher auch nur annähernd eine derartige Gewichtsabnahme erreicht – das ist wirklich ein entscheidender Fortschritt. Zum ersten Mal können Menschen durch Medikamente erreichen, was bisher nur durch eine Operation zur Gewichtsreduktion möglich war.“

Im Mittel verloren die Probanden, die Semaglutid erhielten, während der 68 Wochen Studiendauer 15,3 Kilogramm Gewicht. Auch die Risikofaktoren für Diabetes und Herzkrankheiten, darunter der Blutzucker, das Blutfett, der Blutdruck und der Taillenumfang, gingen deutlich zurück. Die Probanden berichteten außerdem von einer subjektiven Verbesserung ihrer Lebensqualität. In der Kontrollgruppe kam es durch die Hilfe der Diätassistenten lediglich zu einem Gewichtsverlust von 2,6 Kilogramm.

Zulassung von Semaglutid als Adipositas-Medikament beantragt

4,5 Prozent der Semaglutid-Gruppe brachen die Studie im Verlauf aufgrund von Nebenwirkungen ab. Aufgetreten sind vor allen Durchfall und Übelkeit. Diese gingen bei Probanden, die das Medikament trotz der Nebenwirkungen weiter einnahmen in den meisten Fällen mit der Zeit aber deutlich zurück. Die Studienautoren bewerten die Ergebnisse deshalb als positiv.

John Wilding von der University of Liverpool: „Dies ist ein bedeutender Fortschritt in der Behandlung von Adipositas. Semaglutid ist bereits zugelassen und wird in einer niedrigeren Dosis klinisch zur Behandlung von Diabetes eingesetzt, so dass wir als Ärzte mit seiner Anwendung bereits vertraut sind.“

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat inzwischen die Zulassung von Semaglutid als Adipositas-Medikament beantragt. Die Finanzierung der Studie erfolgte durch Novo Nordisk.

New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMoa2032183

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