Drohende Unfruchtbarkeit?

Reduzierte Spermienmenge – Mikroplastik belastet alle Hoden

Robert Klatt

Nano- und Mikroplastik in Hoden nachgewiesen )kcotS ebodA906ssecP(Foto: © 

In menschlichen Hoden wurden zahlreiche Mikro- und Nanoplastikpartikel entdeckt. Die kleinen Partikel könnten für die reduzierte Spermienanzahl verantwortlich sein und womöglich zur Unfruchtbarkeit führen.

Albuquerque (U.S.A.). Die Spermienanzahl des Menschen hat sich seit den 1970-Jahren laut einer Studie der Hebrew University of Jerusalem (HUJI) etwa halbiert. Die Wissenschaft hat inzwischen unterschiedliche Gründe für den Spermienrückgang identifiziert, darunter die intensive Handynutzung und der stärkere Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Forscher der University of New Mexico (UNM) um Xiaozhong Yu haben nun Hinweise darauf entdeckt, dass auch Mikro- und Nanoplastik für den Spermienrückgang verantwortlich sind.

Laut der Publikation im Fachmagazin Toxicological Sciences haben die Wissenschaftler für ihre Studie 23 Hoden von Menschen und 47 Hoden von Haushunden analysiert. In allen Organen wurden Mikro- und Nanoplastikpartikel entdeckt.

Reduzierte Spermienanzahl durch Plastikpartikel

Die menschlichen Hoden stammen von Personen, die im Alter von 16 bis 88 Jahren gestorben sind. Sie wurden vom New Mexico Office of the Medical Investigator entnommen und konnten nach ihrer sieben Jahre andauernden Aufbewahrungspflicht für die Forschung verwendet werden. Weil die Hoden bereits so lange konserviert waren, konnten die Forscher jedoch nicht mehr ermitteln, ob und wie die Plastikpartikel die Spermienanzahl beeinflusst haben.

Sie haben deshalb noch „frische“ Hoden von Haushunden untersucht, die in Tierarztpraxen bei Kastrationen entnommen wurden. Die Untersuchungen zeigen, dass die Spermienanzahl mit einer zunehmenden Mikroplastikbelastung abnimmt. Laut den Wissenschaftlern deutet dies darauf hin, dass ein bislang unbekannter Zusammenhang zwischen Mikroplastik und der Fruchtbarkeit besteht.

„Anfangs bezweifelte ich, dass Mikroplastik in das Fortpflanzungssystem eindringen kann. ich die ersten Ergebnisse für Hunde erhielt, war ich überrascht. Noch überraschter war ich, als ich die Ergebnisse für Menschen erhielt.“

Menschen konsumieren viel Plastik

Die Plastikbelastung der menschlichen Hoden war etwa dreimal so hoch wie bei den Hunden. Wie eine Studie der Universität von Victoria ermittelt hat, nehmen Menschen bis zu 200.000 Mikroplastikpartikel jährlich auf, die größtenteils über Fisch, Meeresfrüchte und Getränke aus PET-Flaschen in den Körper gelangen. Die kleinen Plastikteile wurden inzwischen in nahezu allen Organen, darunter auch das Herz des Menschen und sein Blutkreislauf nachgewiesen. Welche Auswirkungen dies auch die Fruchtbarkeit und die übrige Gesundheit des Menschen hat, ist bisher aber noch nicht klar.

Toxicological Sciences, doi: 10.1093/toxsci/kfae060

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