Alterungsprozess

Körper des Menschen verändert sich mit 40 und 60 Jahren radikal

Robert Klatt

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Im Alter von 40 und 60 Jahren kommt es beim Menschen zu schnellen Veränderungen an tausenden Molekülen und am Mikrobiom. Die Gründe für die plötzliche Alterung sind noch nicht bekannt.

Stanford (U.S.A.). Menschen haben oft das Gefühl, dass sich ihr Körper bei einem bestimmten Alter massiv verändert. Studien haben zudem belegt, dass das Risiko der meisten altersbedingte Krankheiten nicht linear mit dem Alter zunimmt, sondern schrittweise ansteigt. Ein Beispiel dafür ist sind Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deren Risiko beim Menschen bis zum einen Alter von 60 Jahren nur langsam zunimmt und bei einem höheren Alter plötzlich stark ansteigt.

Forscher der Stanford University School of Medicine um Michael Snyder haben deshalb eine umfassende Studie durchgeführt, für die tausende Moleküle und das Mikrobiom von Menschen im Alter von 25 bis 75 Jahren analysiert haben. Die Ergebnisse belegen, dass die meisten Moleküle und das Mikrobiom sich nicht allmählich verändern, sondern zwei Phasen mit rapiden Veränderungen durchlaufen. Diese treten im Mittel im Alter von 44 und 60 Jahren auf.

„Wir verändern uns nicht nur allmählich im Laufe der Zeit. Es gibt wirklich dramatische Veränderungen. Es stellt sich heraus, dass die Mitte der 40er-Jahre eine Zeit dramatischer Veränderungen ist, ebenso wie die frühen 60er-Jahre. Und das ist unabhängig davon, welche Klasse von Molekülen man betrachtet.“

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese großen Veränderungen sich stark auf die Gesundheit auswirken. Besonders groß waren die Veränderungen sowohl im Alter von 40 als auch 60 Jahren bei Molekülen, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert sind und im Alter von 60 Jahren bei Molekülen, die mit dem Immunsystem assoziiert sind.

Untersuchung über mehrere Jahre

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Aging haben an der Studie 108 Probanden teilgenommen, die über mehrere Jahre regelmäßig Blut- und Gewebeproben gespendet haben. Die Forscher konnten dadurch altersbedingte Veränderungen in über 135.000 erfassen und insgesamt knapp Milliarden Datenpunkte produzieren.

Die Analyse zeigt, dass die Anzahl von einem Großteil aller Moleküle und Mikroben (81 %) mit dem Alter entweder zu- oder abnimmt. Die dabei beobachteten Schwankungen sind nicht linear, verändern sich also in manchen Lebensphasen deutlich stärker als in anderen Lebensphasen. Die meisten größeren Transformationen wurden bei den Probanden in einem Alter von 44 Jahren und in den frühen 60er-Jahren beobachtet.

Menopause oder Perimenopause als Ursache?

Die Wissenschaftler erklären, dass die deutlichen Veränderungen bei Menschen mit einem Alter von 60 Jahren nicht überrascht haben, weil in dieser Lebensphase viele altersbedingte Krankheitsrisiken zunehmen. Die großen Veränderungen im Alter von etwa 40 Jahren waren hingegen unerwartet und die Forscher dachten zuerst, dass sie auf Frauen in der Menopause oder Perimenopause zurückgehen. Sie haben deshalb die Probanden nach Geschlecht aufgeteilt und dann überraschend festgestellt, dass auch bei Männern die Veränderungen in diesem Alter stattfinden.

„Das deutet darauf hin, dass, obwohl die Menopause oder Perimenopause zu den beobachteten Veränderungen bei Frauen in ihren mittleren 40ern beitragen kann, es wahrscheinlich andere, bedeutendere Faktoren gibt, die diese Veränderungen bei Männern und Frauen beeinflussen. Die Identifizierung und Untersuchung dieser Faktoren sollte eine Priorität für die zukünftige Forschung sein.“

Veränderte Alkohol, Koffein und Fettstoffwechsel

Die Studie zeigt, dass sich bei Menschen mit 40 Jahren vor allem die Moleküle die mit Alkohol, Koffein und Fettstoffwechsel, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie mit Muskeln und der Haut in Verbindung stehen, rapide verändern. Bei Menschen mit 60 Jahren betreffen die Veränderungen vor allem den Kohlenhydrat- und Koffeinstoffwechsel, das Immunsystem, die Nierenfunktion, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Muskeln und die Haut.

Laut den Forschern ist die Ursache für die großen Veränderungen noch nicht bekannt. Sie halten es jedoch für denkbar, dass einige Veränderungen durch Lebensstil- oder Verhaltensfaktoren ausgelöst werden, die in diesen Altersgruppen typisch sind. Die Funktionsstörung des Alkoholstoffwechsels könnte etwa darauf zurückgehen, dass Menschen mit 40 Jahren oft eine stressige Lebensphase durchlaufen und daher mehr Alkohol konsumieren. Angesichts des drastischen Alterungsprozesses empfehlen die Forscher, dass Menschen in diesem Alter besonders oft ihre Gesundheit achten sollen.

Nature Aging, doi: 10.1038/s43587-024-00692-2

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