Robert Klatt
Australische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass durch die exzessive Nutzung von Smartphones am Hinterkopf ein bis zu drei Zentimeter großes knöchernes Horn entstehen kann. Verursacht wird dies durch die starke Belastung des Stützapparats aufgrund der gebeugten Kopfhaltung.
Queensland (Australien). Laut zwei Studien der University of the Sunshine Coast in Australien können Smartphones, die wohl wie keine andere Erfindung der letzten Jahrzehnte den Alltag des Menschen verändert haben, dazu führen, dass sich bei regelmäßiger Nutzung die Anatomie des Menschen an die neue Belastungssituation anpasst. Aufgrund der geneigten Haltung des Kopfes und der dadurch verursachten Überlastung des Stützapparats soll es dazu kommen, dass hornartige Fortsätze am Hinterkopf entstehen.
Laut dem im Fachmagazin Scientific Reports und Clinical Biomechanics veröffentlichten Studien, die auf 1.200 standardisierten und damit vergleichbaren Röntgenbildern basieren, wurde bei etwa einem Drittel der radiografierten Personen eine Veränderung des Knochen direkt am Übergang des Schädels zur Wirbelsäule festgestellt. In einigen Fällen erreichten die Horn-Vorwölbungen Größen von bis zu drei Zentimetern.
Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren konnten die Wissenschaftler sogar bei der Hälfte der Probanden Veränderungen des Knochenbaus feststellen, die im Vergleich zu älteren Studienteilnehmern überdurchschnittlich groß waren.
Als Ursache vermuten die Wissenschaftler eine fehlende Anpassung des Körpers an die teilweise stundenlange gebeugte Kopfhaltung, die eine starke Belastung für Muskeln, Sehnen und Bänder um Hals- und Nackenbereich darstellt. Im Vergleich zur komplett aufrechten Körperhaltung wirken bis zu sechsfach höhere Kräfte, die der Körper durch eine Anpassung der Stützstrukturen zu kompensieren versucht. Laut den Autoren der Studie ist der Vorgang vergleichbar mit der Bildung von Hornhaut, die ebenfalls an stark belasteten Körperstellen entstehen. Strahlung hingegen kann als Ursache laut den Forschern vollständig ausgeschlossen werden.
Eigentlich treten Veränderungen des Skeletts beim Menschen erst im hohen Alter durch die fortschreitende Degeneration der Knochen auf. Die Entdeckung der australischen Wissenschaftler sorgte deshalb in der Fachwelt für großes Erstaunen, lässt sich aber durch die veränderten Lebensgewohnheiten und die vor allem bei jungen Personen oft exzessive Nutzung von Smartphones und Tablets erklären.
Einen Beweis für die umstrittene Theorie konnten die Wissenschaftler noch nicht erbringen, weitere Studien sollen aber Belege liefern, die die Behauptung untermauern. Michael Nitabach, Physiologe der Universität Yale hingegen widerspricht in einem Artikel der Washington Post den Studienergebnissen. Laut ihm ist eine "Korrelationen zwischen Smartphonenutzung und Schädelmorphologie unsinnig". Außerdem kritisiert er, dass die Studie gar nicht untersucht hat, welche Haltung die betroffenen Personen bei der Nutzung ihrer Smartphones tatsächlich einnehmen.
Personen, die überprüfen wollen auch ob auch bei ihnen bereits eine skelettale Deformationen aufgetreten ist, können dies am Hinterkopf erfühlen. Die Veränderung ist zwar nicht von außen erkennbar, kann aber an der Mitte des Kopfes beim Übergang zur Wirbelsäule als kleiner Vorsprung ertastet werden.
Als Gegenmaßnahme empfehlen die Autoren der Studie bei langer Smartphone-Nutzung regelmäßig das Aufrichten und Strecken des Kopfes zur Entlastung des Stützapparats.