ELOVL2-Gen

Injektion mit Fettsäuren könnte Sehkraft älterer Menschen verbessern

 Robert Klatt

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Im höheren Alter nimmt die Aktivität des ELOVL2-Gens, das den Fettstoffwechsel steuert, ab. Dadurch sinkt die Konzentration von mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Auge und die Sehkraft sinkt. Eine Injektion mit diesen Fettsäuren könnte das Auge verjüngen und die Sehfähigkeit deutlich verbessern.

Irvine (U.S.A.). Im höheren Alter nimmt die Sehkraft bei den meisten Menschen ab. Die Medizin untersucht deshalb seit Langem, ob sich die verlorene Sehschärfe wiederherstellen lässt. Forscher der University of California, Irvine (UCI) haben nun eine neue Studie publiziert, laut der eine simple Therapie den Alterungsprozess des Auges verlangsamen und das Risiko für Krankheiten wie die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) senken könnte.

„Wir zeigen, dass es möglich ist, altersbedingten Sehverlust rückgängig zu machen.“

Die Therapie basiert auf früheren Studien über das Gen Elongation of Very Long Chain Fatty Acids Protein 2 (ELOVL2), das als wichtiger Marker für das biologische Altern gilt. In den älteren Studien konnten die Wissenschaftler durch die Aktivierung des Gens bei Mäusen die Menge der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) im Auge erhöhen und dadurch die Sehkraft verbessern.

„Wir haben gezeigt, dass die Sehfähigkeit nachlässt, wenn das ELOVL2-Enzym inaktiv ist.“

Bessere Sehkraft durch Fettsäuren

Die nun publizierte Studie hat untersucht, ob dieser Effekt erzielt werden kann, ohne das Enzym direkt anzusprechen. Wie die Forscher erklären, verändert sich der Fettstoffwechsel bei älteren Menschen und die Konzentration der sehr langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (VLC-PUFAs) nimmt im Auge, insbesondere in der Netzhaut, ab. Weil diese Fette entscheidend für die Gesundheit der Retina sind, kann dadurch die Sehkraft absinken und das Risiko für Augenkrankheiten nimmt zu.

Die Bildung der Fettsäuren wird maßgeblich durch das ELOVL2-Gen gesteuert, dessen Aktivität im Alter abnimmt. Außerdem können Augen von älteren Menschen die Fettmoleküle nicht mehr so lange aufrechterhalten. Um zu untersuchen, ob sich dieser Verlust ausgleichen lässt, haben die Forscher der UCI älteren Mäusen mehrfach ungesättigte Fettsäure in das Auge injiziert. Die Sehleistung der Tiere hat sich dadurch merklich verbessert.

„Das ist ein Machbarkeitsnachweis dafür, Lipid-Injektionen als mögliche Therapie einzusetzen.“

Die Studie zeigt zudem, dass DHA allein nicht ausreicht, den Krankheitsverlauf bei AMD zu verlangsamen. Die nun erprobte Fettsäure konnte hingegen die Alterungsprozesse umkehren.

„Unsere Arbeit bestätigt, dass DHA allein nicht ausreicht. Aber diese andere Fettsäure scheint tatsächlich zu wirken und das Sehvermögen alter Tiere zu verbessern. Auf molekularer Ebene haben wir zudem gezeigt, dass sie die Alterungsmerkmale des Auges umkehrt.“

ELOVL2-Gen beeinflusst Makuladegeneration

Die Forscher haben zudem genetische Varianten des ELOVL2-Gens entdeckt, die mit einem schnelleren Voranschreiten der AMD in Zusammenhang stehen.

„Jetzt haben wir tatsächlich eine genetische Verbindung zwischen der Krankheit und ihrem Altersaspekt. Das könnte uns ermöglichen, Personen mit einem höheren Risiko für fortschreitenden Sehverlust frühzeitig zu identifizieren.“

Das neue Wissen soll sowohl dabei helfen, neue Behandlungsmethoden zu entwickeln, als auch die Prävention bei Risikogruppen zu verbessern.

„Ich bin ziemlich überzeugt, dass es eines der wichtigsten Alterungsgene ist, die wir im Blick haben sollten, wenn wir über Anti-Aging-Therapien sprechen.“

Die Wissenschaftler untersuchen nun, ob der Fettstoffwechsel auch die Alterungsprozesse des Immunsystems beeinflusst. Sie haben bereits entdeckt, dass eine geringe Aktivität des ELOVL2-Gens die Alterung von Immunzellen beschleunigt. Es ist somit wahrscheinlich, dass eine systemische Lipid-Supplementierung das biologische Altern verlangsamen könnte.

„Unsere erste Studie zielte auf eine mögliche Therapie des Sehverlusts ab. Doch mit dem, was wir nun über das Altern des Immunsystems wissen, hoffen wir, dass diese Supplementierung auch das Immunsystem stärken kann.“

Quellen:

Pressemitteilung der University of California, Irvine (UCI)

Studie im Fachmagazin Science Translational Medicine, doi: 10.1126/scitranslmed.ads5769

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