Robert Klatt
Feinstaub und Straßenlärm wirken sich negativ auf die Gesundheit aus. Eine Studie zeigt nun, dass diese Faktoren sogar die Fruchtbarkeit des Menschen stark reduzieren können.
Kopenhagen (Dänemark). In den letzten Jahren hat die Forschung intensiv die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub und Lärm untersucht. Dabei wurde entdeckt, dass Autolärm das Demenzrisiko erhöht sowie Angststörungen und Depressionen auslösen kann. Eine hohe Feinstaubexposition reduziert hingegen die Beweglichkeit von Spermien. Forscher des Danish Cancer Institute haben nun untersucht, ob sie Straßenlärm und Feinstaub auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern auswirkt.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin The BMJ haben sie dazu Gesundheitsdaten von 526.056 Männern und 377.850 Frauen im Alter von 30 bis 45 Jahren analysiert, die im Zeitraum von 2000 bis 2017 in Dänemark gelebt haben. Frauen, die keine Gebärmutter mehr hatten, sowie sterilisierte Männer und Frauen wurden nicht mit in die Studie einbezogen. Außerdem haben die Forscher Personen mit mehreren Kindern sowie Menschen mit einer bereits existierenden Unfruchtbarkeitsdiagnose nicht berücksichtigt.
Die Analyse berücksichtigt die jährlichen Durchschnittswerte der Straßenlärmbelastung und der Feinstaubkonzentration (PM2,5) an den Wohnadressen der Probanden im Zeitraum von 1995 bis 2017. Zusätzlich haben die Forscher weitere Einflussfaktoren wie den Beruf, die formale Bildung und das Einkommen berücksichtigt. Im Beobachtungszeitraums wurden bei 22.672 Frauen und 16.172 Männer die Diagnose Unfruchtbarkeit gestellt.
Laut den erfassten Daten ist das Risiko für eine Unfruchtbarkeit bei Männern deutlich höher (+24 %), wenn diese für mindestens fünf Jahre mit einer erhöhten Feinstaubbelastung von 2,9 Mikrogramm pro Kubikmeter leben müssen. Diese Korrelation besteht unabhängig vom Wohnort und vom sozioökonomischem Status. Bei Frauen wurde kein Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung und der Fruchtbarkeit entdeckt.
Frauen, die mit 35 Jahren über einen Zeitraum von fünf Jahren an einem Ort mit einer Straßenlärmbelastung leben, die 10,2 Dezibel über dem Durchschnitt liegt, haben ein deutlich höheres Risiko für Unfruchtbarkeit (+ 14 %). Besonders ausgeprägt ist der Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und einer hohen Lärmbelastung bei Frauen ab einem Alter von 35 Jahren, die noch keine Kinder hatten. Laut den Forschern zeigt dies, dass Lärm vor allem bei Frauen die Fruchtbarkeit beeinträchtigt, wenn diese ihr erstes Baby bekommen möchten. Bei jüngeren bis zu einem Alter von 35 Jahren und bei Männern wurde kein Zusammenhang zwischen Unfruchtbarkeit und Straßenlärm beobachtet.
Wie die Forscher erklären, handelt es sich bei ihrer Publikation lediglich um eine Beobachtungsstudie, die keine kausalen Zusammenhänge belegen kann. Um die beobachteten Korrelationen im Detail zu verstehen, müssen deshalb weitere Studien erfolgen.
The BMJ, doi: 10.1136/bmj-2024-080664