Robert Klatt
Die Erde war vor etwa 700 Millionen Jahren nahezu komplett von Gletschern bedeckt. Nun wurde entdeckt, dass dafür Vulkanausbrüche verantwortlich waren, die den CO₂-Anteil in der Atmosphäre und dadurch auch den wärmenden Treibhauseffekt reduziert haben.
Boston (U.S.A.). Der US-amerikanische Geologe Joseph L. Kirschvink hat 1992 die sogenannte „Schneeball Erde“-Hypothese aufgestellt, laut der der gesamte Planet während der letzten Eiszeit von Gletschern bedeckt war, die von den Polen bis zum Äquator gereicht haben. Forscher der University of Colorado Boulder (CU) haben kürzlich physische Beweise für die Theorie entdeckt, die belegen, dass der Äquator vor etwa 700 Millionen Jahren mit dicken Eisschichten bedeckt war.
„Wir freuen uns, dass wir die Geschichte der einzigen bisher identifizierten ‚Schneeball Erde‘-Ablagerungen in Colorado entschlüsseln konnten.“
Wieso sich das Eis so weit ausbreiten konnte, haben die Wissenschaftler der CU aber nicht rekonstruieren können. In den Geowissenschaften existiert eine Theorie, laut der das Auseinanderbrechen des Urkontinents Rodinia einen Klimawandel ausgelöst hat, durch den deutlich mehr Regen in zuvor trockenen Gebieten gefallen ist. Die chemische Verwitterung würde dadurch deutlich zunehmen und den CO₂-Anteil in der Atmosphäre reduzieren. Anschließend würde der wärmende Treibhauseffekt abnehmen, die Erde würde sich abkühlen und die Gletscher hätten sich ausbreiten können.
Nun haben Forscher der Harvard University im Fachmagazin Journal of Geophysical Research: Planets eine Studie publiziert, die diese Theorie teilweise bestätigt. Der Schneeball Erde ist demnach entstanden, weil sich der Planet durch den Entzug von CO₂ deutlich abgekühlt hat. Laut der Studie ist der CO₂-Anteil in der Atmosphäre durch große Vulkanausbrüche vor rund 720 Millionen Jahren gesunken. Die sogenannten Franklin-Eruptionen haben demnach riesige Mengen an Material ausgestoßen, das an der Oberfläche schnell verwittert ist und dabei CO₂ aus der Atmosphäre gebunden hat.
Das Modell, das die Verwitterungsprozesse und die klimatischen Folgen analysiert, offenbart, dass die Prozesse tatsächlich ausreichend waren, um eine Ausbreitung von Gletschern über die gesamte Erde zu ermöglichen. Dies wurde zudem dadurch begünstigt, dass die Erde sich zu diesem Zeitpunkt in einer Kaltphase befand. Spätere ähnlich große Eruptionen fielen hingegen nicht in Kaltzeiten und haben daher keine Totalvergletscherung ausgelöst. Außerdem hat die deutlich umfassendere Vegetation in späteren Epochen der Erdgeschichte eine schnelle Erosion verhindert.
Journal of Geophysical Research: Planets, doi: 10.1029/2024JE008701