Myoblasten

Burger und Co. - Realistische Rindermuskelfasern im Labor gezüchtet

 Robert Klatt

Laborfleisch mit realistischen Rindermuskelfasern )kcotS ebodAadiculailit(Foto: © 

Rindfleisch ist die CO₂-intensivste Proteinquelle und soll deshalb mit Laborfleisch ersetzt werden. Nun wurden realistische Rindermuskelfasern gezüchtet, in denen dieselben Gene und Proteine aktiv sind wie bei Rindfleisch von Tieren. Die Konsistenz und der Geschmack konnten überzeugen.

Zürich (Schweiz). Die industrielle Fleischproduktion ist für große Klima- und Umweltschäden verantwortlich. Laut einer Studie des Bard College ist vor allem die Rinderzucht problematisch, weil Rindfleisch ist bis zu 40-mal CO₂-intensiver als andere Proteinquellen ist. Die Wissenschaft arbeitet deshalb seit Langem an Fleisch aus Zellkulturen. Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) gelang es unter anderem, aus Myoblasten von Rindern Muskelfasern zu züchten. Diese waren bisher aber deutlich dünner als normale Muskelfasern und haben dem Laborfleisch eine unrealistische Textur gegeben.

Nun ist es den Wissenschaftlern der ETH Zürich gelungen, deutlich realistischere, dickere Rindermuskelfasern zu züchten. Das Gewebe ähnelt molekular und funktionell stark dem natürlichen Rindermuskelgewebe und in ihm sind dieselben Gene und Proteine aktiv.  Das künstliche Rindfleisch hat eine ähnliche Konsistenz und Geschmack wie echtes Rindfleisch, ohne dass ein Tier dafür sterben musste.

Zellkulturen aus Rinderzellen

Laut der Publikation im Fachmagazin Advanced Science basiert das Rindfleisch auf Myoblasten, Vorläuferzellen, die Muskelfasern bilden. Die Zellen können per Biopsie aus einer lebenden Kuh gewonnen werden, wurden von den Forschern aber aus gewöhnlichen Rindfleischstücken isoliert.

Um aus den Myoblasten das dreidimensionale Muskelgewebe mit dicken Fasern zu erzeugen, wurden drei Moleküle in die Zellkulturen eingeführt, die entscheidend für das Anfangsstadium der Muskelfaserbildung sind. Im anschließenden Prozess wurden die Moleküle wieder aus dem Zellkulturmedium entfernt. Sollte das künstliche Rindfleisch einmal in den Handel kommen, würde es die Moleküle also nicht enthalten.

Industrielle Produktion von künstlichem Rindfleisch

Die Wissenschaftler haben bisher nur kleine Mengen des künstlichen Rindfleisches produziert. Um das Verfahren industriell einsetzen zu können, ist noch eine umfangreiche Optimierung nötig.

„Das Zellkulturmedium muss weiter optimiert werden, damit es kostengünstiger wird und sicherer für den menschlichen Verzehr. Ausserdem müssen wir erforschen, wie wir diese Muskelfasern in grösseren Mengen produzieren können.“

Zudem müsste das Lebensmittel noch einen umfangreichen Zulassungsprozess durchlaufen, bevor es für den menschlichen Verzehr verkauft werden darf.

Advanced Science, doi: 10.1002/advs.202413998

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