Scheibenbäuche

Angepasstes Skelett ermöglicht Fischen das Überleben in der Tiefsee

Robert Klatt

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2017 wurde im Marianengraben in 8.134 Metern Tiefe eine Scheibenbauch-Art mit dem Namen Pseudoliparis swirei entdeckt. Chinesische Wissenschaftler haben nun untersucht, wieso die Fische in dieser lebensfeindlichen Umgebung überleben können. Verantwortlich dafür sind genetische Anpassungen, die die Skelettentwicklung beeinflussen und die Zellmembranen flüssiger machen.

Kunming (China). Wissenschaftler der Universität Washington haben im Jahr 2017 im Marianengraben in 8.134 Metern Tiefe einen Fisch entdeckt , der den Namen Pseudoliparis swirei erhalten hat. Wieso der Fisch aus der Gruppe der Marianengraben-Scheibenbäuche in der Tiefsee überleben kann, wurde durch die Forscher rund um Mackenzie Gerringer in ihrer Studie, die sie 2017 im Fachmagazin Zootaxa veröffentlicht haben, noch nicht erklärt.

Trotz des enormen Drucks, dem die Fische permanent ausgesetzt sind, wirken die schuppenlosen und durchsichtigen Körper eher fragil. Im englischen werden Scheibenbäuche, die je nach Art eine Länge zwischen vier und 70 Zentimeter erreichen, aufgrund ihrer schleimigen Haut auch Snailfish (Schneckenfisch) genannt. Scheibenbäuche sind eine weit verbreitete Fischgattung, die sowohl im Atlantik, Pazifik, Südpolarmeer und sogar in der Nordsee leben.

Genetische Anpassung an das Leben in der Tiefsee

Die Wissenschaft geht davon aus, dass Wirbeltiere in maximal 8.200 Metern Tiefe überleben können. Der von den US-Amerikanischen in 8.134 Metern Tiefe entdeckte und gefangene Pseudoliparis swirei dürfte damit das am tiefsten lebenden Wirbeltier der Erde seien. Andere Fischarten, konnten während der Expeditionen in diesen Regionen der sogenannten Hadal-Zone nicht nachgewiesen werden. Die Hadal-Zone zeichnet sich durch eine sehr geringe Sauerstoffzentration, einen Mangel an Nahrungsquellen, völlige Dunkelheit, einen sehr hohen hydrostatischen Druck und geringe Temperaturen aus.

Chinesische Wissenschaftler vom Kunming Institute of Zoology haben nun, etwa 14 Monate nach der Entdeckung des Fisches im Fachmagazin Nature Ecology & Evolution Forschungsergebnisse veröffentlicht, die erklären wieso Pseudoliparis swirei trotz der lebensfeindlichen Umgebung die Tiefen des Marianengrabens bevölkern kann.

Auch die chinesischen Wissenschaftler um Wen Wang haben zur Untersuchung von Pseudoliparis swirei weitere Exemplare im Marianengraben in etwa 7.000 Metern Tiefe gefangen. Die Analysen und der anschließende Vergleich mit anderen Scheibenbaucharten, die nicht in diesen extremen Tiefen leben, zeigte, dass Pseudoliparis swirei über anatomische Anpassungen verfügt.

Das Gen Osteocalcin, das die Skelettentwicklung steuert, ist bei dieser Unterart der Scheibenbäuche nicht aktiv. Als Folge dessen, ist das Skelette der Fische nur leicht verknöchert und der Schädel ist nicht vollständig geschlossen. Außerdem wurde eine Reihe von Genen gefunden, die die Zellmembranen flüssiger macht, als bei ihren Artverwandten, die in geringeren Tiefen leben. Dies ermöglicht eine normale Zellfunktion trotz des hohen Drucks.

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