Neues Satellitennetzwerk

China will Radioteleskop in Mondumlaufbahn errichten

Robert Klatt

Satellitennetzwerk mit Radioteleskopen, die den Mond umkreisen )COANnehC ieluX(Foto: © 

China will ein Satellitennetzwerk im Mondorbit errichten, um das dunkle Zeitalter des Universums untersuchen zu können. Es handelt sich dabei um einen Zeitabschnitt kurz nachdem Urknall, in dem die Materie transparent war und weder Licht emittiert noch Licht absorbiert hat.

Peking (China). China und Russland haben bereits 2022angekündigt, in den kommenden Jahren eine bemannte Mondstation zu bauen. Wu Yanhua, Leiter der Nationalen Raumfahrtbehörde Chinas (CNSA), hat gegenüber China Central Television (CCTV) nun weitere ambitionierte Pläne des Landes bekannt gegeben. Besonders interessant ist das Hongmeng-Projekt, ein Satellitennetzwerk mit mehreren Radioteleskopen in der Mondumlaufbahn.

Das auch als Discovering Sky at the Longest Wavelength (Entdeckung des Himmels bei der längsten Wellenlänge bezeichnete Forschungsprojekt soll bis 2026 den Erdtrabanten umkreisen. Astronomen möchten mit den Radioteleskopen das dunkle Zeitalter des Universums detailliert untersuchen. Gemeint ist damit der Zeitabschnitt zwischen der Entstehung der kosmischen Hintergrundstrahlung und vor der Bildung der ersten Sterne. Während des dunklen Zeitalters, das von etwa 380.000 Jahre bis etwa 100 Millionen Jahre nach dem Urknall erstreckte, war die Materie im Universum transparent. Sie hat also weder Licht emittiert noch Licht absorbiert.

Funksignalen aus dem dunklen Zeitalter

Xuelei Chen, ein Astronom der CNSA, erklärte auf der Konferenz Astronomy From the Moon (Astronomie vom Mond), dass zur Beobachtung der Funksignale aus dem dunklen Zeitalter ein Satellitennetzwerk nötig ist. Dieses soll aus einem zentralen Satelliten, der alle Daten verarbeitet und zur Erde schickt und acht kleinen Satelliten, die die entferntesten Regionen des Weltraum durchsuchen, bestehen.

Erstmals testen wollte China ein entsprechendes Netzwerk bereits 2019 im Rahmen der Mondmission Chang'e 4. Der Satellit Longijang 1 wurde beim Eintritt in den Orbit des Mondes aber zerstört. Es konnten bisher deshalb nur Daten des verbleibenden Satelliten Longijang 2 verwendet werden.

NASA plant Radioteleskope auf dem Mond

Die National Aeronautics and Space Administration (NASA) plant mit dem Projekt LCRT (Lunar Crater Radio Telescope) ein Radioteleskop in einem Krater des Mondes zu errichten. In der Astronomie gilt dies als die nächste große Entwicklung. Experten, darunter auch Chen, sind aber der Ansicht, dass das von China geplante Satellitennetzwerk im Mondorbit technisch deutlich einfacher umzusetzen ist.

„Es gibt eine Reihe von Vorteilen, dies in der Umlaufbahn, statt auf der Oberfläche zu tun. Es ist keine Landung und kein Einsatz erforderlich. Da die Mondumlaufzeit nur zwei Stunden beträgt, können wir die Sonnenenergie nutzen, was viel einfacher ist als auf der Mondoberfläche, wo man – wenn man während der Mondnacht beobachten will – fast 14 Tage lang Energie bereitstellen muss.“

Einfache Detektion von Radiowellen

Wie Chen erklärt, können Radiowellen in einem Frequenzbereich von unter 30 Megahertz (MHz) deutlich besser vom Mond als von der Erde detektiert werden.

„Wenn man sich den niederfrequenten Teil des elektromagnetischen Spektrums ansieht, stellt man fest, dass wir aufgrund der starken Absorption durch die Erdatmosphäre nur sehr wenig über den Bereich unterhalb von 30 Megahertz wissen.“

Das geplante Radioteleskop können somit neue Erkenntnisse über das Universum ermöglichen, die mit Beobachtungsinstrumenten auf dem Planeten nicht möglich sein.

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