Lebensmittel der Steinzeit

Europäische Frühmenschen aßen über Jahrtausende Algen und Seegras

Robert Klatt

Algen als Lebensmittel )kcotS ebodAnegorciM(Foto: © 

Algen, Seegras und Co. sind nährstoffreich und gesund, werden in Europa aber nur selten gegessen. Bei Frühmenschen in der Steinzeit war dies noch anders. In Zukunft könnten die Pflanzen auch unsere Ernährung nachhaltiger und gesünder machen.

York (England). Algen, Seegras und andere Wasserpflanzen sind nährstoffreich und gesund. Die nachhaltigen Lebensmittel werden aktuell aber fast ausschließlich in Asien gegessen. Eine Studie der University of York und der University of Glasgow zeigt nun, dass bei europäischen Frühmenschen im Mesolithikum (Mittelsteinzeit), einer Übergangsepoche von der Jungsteinzeit zur Landwirtschaft, Algen und andere heimische Süßwasserpflanzen zur Ernährung gehörten.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Communications haben die Forscher in Zahnstein von 74 Menschen aus 28 archäologischen Fundstätten auf biomolekulare Beweise für den Verzehr von roten, grünen oder braunen Algen und Süßwasserpflanzen entdeckt. Zudem fanden sie in einer Zahnsteinprobe von der Orkneyinseln (Schottland) Überreste von Meerkohl.

„Die Beständigkeit und Häufigkeit unserer Belege deuten darauf hin, dass die Nutzung von Seetang als Nahrung in Europa im Mesolithikum und bis ins Neolithikum weitverbreitet war, mit noch weiterreichenden Hinweisen auf Süßwasserpflanzen.“

Algen waren „Superfood“ der Steinzeit

Die Funde belegen, dass Algen nicht nur in der Mittelsteinzeit, sondern auch im Neolithikum (Jungsteinzeit) in Europa regelmäßig auf dem Speiseplan standen. Wie Stephen Buckley erklärt, wurden die Wasserpflanzen also trotz des Aufkommens der Landwirtschaft weiter als Nahrungsquelle genutzt.

„Dies deutet stark darauf hin, dass diese alten Völker die ernährungsphysiologischen Vorteile von Meeresalgen so gut kannten, dass sie ihre Verbindung zum Meer aufrechterhielten.“

Laut Karen Hardy hoffen die Autoren, dass ihre Studie Europäer dazu ermutigt, Europäer und Süßwasserpflanzen wieder stärker in ihre Ernährung zu integrieren. Dies ist laut ihnen nicht nur gesund, sondern würde die Nahrungsmittelproduktion aus nachhaltiger machen. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass insbesondere Rotalgen einen hohen Gehalt an Aminosäuren aufweisen und das  grüne Algen eine gute Quelle für mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind.

„Heute sind Seetang und Süßwasserpflanzen in traditionellen westlichen Diäten praktisch nicht vorhanden. Unsere Studie betont auch das Potenzial zur Wiederentdeckung alternativer, lokaler, nachhaltiger Nahrungsquellen.“

Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-41671-2

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