CO₂-Kompensation

Ist eine Aufforstung gegen den Klimawandel möglich?

 Robert Klatt

Aufforstung als Klimaschutzmaßnahme )kcotS ebodAAressecsiP(Foto: © 

Die Erdöl-, Kohle- und Gasreserven der 200 größten Unternehmen können noch rund 182 Milliarden Tonnen CO₂-Emissionen freisetzen und damit den Klimawandel anheizen. Nun wurde analysiert, ob eine Aufforstung des Planeten die Emissionen kompensieren könnte.

Cergy (Frankreich). Die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre hat laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) seit 2004 um mehr als zehn Prozent zugenommen und beschleunigt den Klimawandel stark. Umweltschutzorganisationen sprechen sich deshalb oft dafür aus, die Erde im großen Maßstab aufzuforsten, damit die wachsenden Bäume das CO₂ aus der Luft binden. Wissenschaftler der ESSEC Business School haben nun untersucht, ob diese Maßnahme tatsächlich den Klimawandel bremsen könnte.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Communications Earth & Environment haben sie zunächst untersucht, wie hoch die verbleibenden CO₂-Emissionen des Menschen sind, bis dieser CO₂-neutral wird. Dazu haben sie die Reserven an Erdöl, Kohle und Gas der 200 größten Unternehmen erfasst, deren Nutzung rund 182 Milliarden Tonnen CO₂ und andere Treibhausgasen freisetzen würde.

Kompensation der Emissionen durch Bäume

Die Analyse zeigt, dass eine Kompensation der wohl noch entstehenden CO₂-Emissionen der größten Unternehmen durch das Pflanzen von Bäumen kaum möglich ist. Um die 182 Milliarden Tonnen CO₂ zu binden, müssten neue Wälder mit einer Fläche von über 24,75 Millionen Quadratkilometern gepflanzt werden, also eine größere Fläche als der nordamerikanische Kontinent. Landwirtschaft, Städte oder andere Nutzungsarten wären auf dieser Fläche nicht möglich.

„Das würde alle Infrastruktur, Landwirtschaft und bereits existierenden Wohnräume verdrängen.“

Wie die Forscher erklären, ist ihre Studie somit eher ein Gedankenexperiment, das keinen realen Lösungsvorschlag für den Klimawandel liefern kann.

„Es handelt sich um ein Gedankenexperiment, nicht um etwas, das wir ernsthaft vorschlagen. Es gibt auch noch eine Reihe anderer Probleme, wenn man Bäume verwenden will, um diese Mengen von CO₂ zu binden.“

Zudem erklären die Forscher, dass die ernüchternden Ergebnisse der Studie nicht als Argument gegen Aufforstung gesehen werden sollen. Laut ihnen können Bäume dabei helfen, CO₂ aus der Luft zu binden, sind aber keine alleinige Lösung.

„Es kann funktionieren und kann wertvoll für das Klima, die Umwelt, die Biodiversität und die Gesellschaft sein.“

Communications Earth & Environment, doi: 10.1038/s43247-025-02394-y

Spannend & Interessant
VGWortpixel