Robert Klatt
In Europa haben Autos immer höhere Motorhauben. Das Sterberisiko bei Unfällen nimmt dadurch für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer deutlich zu. Forscher sprechen sich deshalb für eine gesetzliche Höchsthöhe für Motorhauben aus.
Berlin (Deutschland). Forscher der Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) haben bereits 2022 eine Studie publiziert, laut der hohe und große Autos wie Pick-ups und SUVs in den U.S.A. öfter in Unfälle mit Fußgängern verwickelt sind als kleinere Pkw. Nun hat Transport & Environment (T&E) untersucht, wie sich die zunehmende Höhe der Motorhaube von Neuwagen in Europa auf das Unfallrisiko und die Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern auswirkt.
Die Analyse zeigt, dass Motorhauben von Neuwagen 2010 im Mittel 76,9 Zentimeter und 2024 83,8 Zentimeter hoch waren. Die Zunahme der durchschnittlichen Motorhaubenhöhe korreliert somit mit den zunehmenden Absatzzahlen von SUVs, die 2010 (12 %) einen deutlich geringeren Marktanteil hatten als 2024 (56 %).
Die zunehmende Motorhaubenhöhe ist laut T&E problematisch, weil dadurch erwachsene Fußgänger bei Unfällen öfter an den lebenswichtigen Organen verletzt werden. Fußgänger, die von einem hohen Auto getroffen werden, werden zudem öfter unter das Auto geschleudert, anstatt zur Seite geschoben. Daten von 300.000 Unfällen aus Belgien zeigen, dass eine zehn Zentimeter höhere Motorhaube das Sterberisiko für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer deutlich erhöht (27 %).
„Autos mit sehr hohen Motorhauben sind fahrende tote Winkel. Sie sind eine Gefahr für viele: Fußgänger, Radfahrer, Menschen in kleineren Autos und vor allem Kinder und Rollstuhlfahrer. Inzwischen fahren Autos durch unsere Städte, die so groß sind, dass selbst ein neunjähriges Kind vor der Motorhaube nicht mehr zu sehen ist.“
Die Studie zeigt zudem, dass die hohen Motorhauben die Sicht auf andere Verkehrsteilnehmer stark einschränken. Als Beispiel nennt T&E einen Dodge Ram TRX, bei dem der Fahrer aufgrund der extrem hohen Motorhaube Kinder im Grundschulalter, die direkt vor dem Auto stehen, nicht sehen kann.
Anlässlich der hohen Gefahr durch SUVs und ähnliche Autos sprechen sich die Forscher dafür aus, dass die Europäische Union (EU) eine maximale Höhe von 85 Zentimeter gesetzlich vorschreiben sollte.
„Wir müssen auch die deutschen Autohersteller mehr in die Pflicht nehmen, die aktuell stark auf Gewinne mit margenträchtigen SUVs setzen. Gerade im Bereich der E-Mobilität fehlen in der Produktpalette vieler Hersteller echte ‘Volkswagen’, die bezahlbar und kompakt sind.“