Robert Klatt
Elektroautos sind deutlich schwerer als Verbrenner. Gängige Sicherheitsbarrieren reichen deshalb nicht mehr aus und sollten ersetzt werden.
Lincoln (U.S.A.). Eine Studie des Transport and Environment (T&E) zeigte kürzlich, dass neue Automodelle immer größer und schwerer werden und dadurch zunehmend andere Verkehrsteilnehmer behindern. Besonders hoch ist das Gewicht bei Elektroautos, deren Batterie zwischen 200 und 700 Kilogramm wiegt. Forscher der Midwest Roadside Safety Facility (MwRSF) haben nun eine Studie veröffentlicht, die ein weiteres Problem der schweren Elektroautos offenbart.
Die Forscher haben mehrere Crashtests mit einem Rivian R1T, einem 3.152 Kilogramm schwerem, elektrischen Pick-up, und einem Tesla Model 3, einem 1.899 Kilogramm schwerem Elektroauto, durchgeführt. Die Crashtests zeigen, dass die Elektroautos aufgrund ihres hohen Gewichts Leitplanken und Betonblöcke, die in den U.S.A. häufig als Sicherheitsbarrieren auf Straßen verwendet werden, deutlich mehr verschieben (+ 50 %) als vergleichbare Autos mit Verbrenner. Der besonders schwere Pick-up hat in den Crashtests zudem eine Leitplanke aus Stahl durchbrochen, während der Tesla diese anhob und darunter hindurchgefahren ist.
Laut den Wissenschaftlern um Cody Stolle zeigen die Crashtests, dass die aktuellen Straßenbegrenzungen nicht sicher genug für schwere Elektroautos sind.
„Während es also bei allen Fahrzeugen eine Entwicklung hin zu schwereren Fahrzeugen gibt, sind elektrische Fahrzeuge in der Regel nochmals deutlich schwerer als ihre benzinbetriebenen Pendants.“
Das Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“ hat 2022 einen ähnlichen Bericht publiziert, laut dem Crashtests von Versicherungen ebenfalls zeigen, dass Leitplanken und Barrieren in Deutschland nicht stark genug für schwere Elektroautos sind. Bei Zulassungstests wurden die in Deutschland verwendeten Schutzeinrichtungen lediglich mit 1.500 Kilogramm schweren Autos erprobt, obwohl ein durchschnittlicher Neuwagen in der Bundesrepublik inzwischen knapp 1.700 Kilogramm wiegt.
Die Forscher der MwRSF sind trotz der neuen Studie dennoch der Ansicht, dass Elektroautos sichere Verkehrsmittel sind. In den Crashtests ist der Innenraum des E-Pick-ups trotz der großen äußeren Schäden unbeschädigt geblieben. Die Kräfte, denen die Dummys bei den Crashtests ausgeliefert waren, lagen ebenfalls im gesetzlichen Rahmen.
„Wir sind der Meinung, dass Elektrofahrzeuge im Vergleich zu Benzinfahrzeugen in vielerlei Hinsicht enorme Sicherheitsvorteile haben. Sie sind sehr stabil. Sie neigen nicht zum Umkippen.“
Angesichts der Forschungsergebnisse plädieren die Wissenschaftler der MwRSF dafür, dass Straßenbarrieren an die zunehmende Verbreitung von Elektroautos angepasst werden sollten.