Motivated reasoning

Wieso leugnen Menschen den Klimawandel?

Robert Klatt

Auswirkungen des Klimawandels )kcotS ebodAeoreotiszoj(Foto: © 

Viele Menschen leugnen den anthropogen Klimawandel oder seine Auswirkungen. Eine Studie hat nun untersucht, ob dafür das motivated reasoning, eine Form der Selbsttäuschung, verantwortlich ist.

Bonn (Deutschland). Viele Menschen leugnen, dass der Klimawandel vor allem anthropogen, also vom Menschen verursacht, ist oder spielen dessen Auswirkungen herunter. Hinzukommt, dass Leugner des Klimawandels laut einer Studie der University of California häufiger in den Medien vertreten sind als renommierte Wissenschaftler. In der Forschung existiert die These, dass Menschen den Klimawandel primär deshalb anzweifeln, weil sie dann leichter ihre eigenen Verfehlungen ausblenden können. Dies wird in der Psychologie als motivated reasoning bezeichnet.

Besonders bei wohlhabenden Menschen, die laut einer Studie der Hilfsorganisation Oxfam hauptverantwortlich für den Klimawandel sind, kann Motivated reasoning dabei helfen, das individuelle Verhalten zu rechtfertigen. Sie argumentieren beispielsweise damit, dass das Flugzeug auch ohne sie abheben würde und ihr Verzicht keinerlei Auswirkungen auf die klimaschädlichen CO2-Emissiinen hätte.

Experimente zu motivated reasoning

Wissenschaftler des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) haben nun untersucht, welche Auswirkungen die Selbsttäuschung auf den Klimawandel hat. Die Wissenschaft hat zuvor das motivated reasoning in diesem Zusammenhang kaum untersucht. Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Climate Change haben an der Studie 4.000 Erwachsene aus den U.S.A. teilgenommen, die unterschiedliche Onlineexperimente absolviert haben.

Die Probanden wurden für das Experiment zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe musste eine Geldspende in Höhe von 20 Dollar auf zwei Organisationen aufteilen, die beide gegen den Klimawandel und seine Auswirkungen kämpfen. Die zweite Gruppe konnte den Geldbetrag entweder spenden oder für sich behalten.

Rechtfertigung bei ausbleibenden Spenden

Wenn die Probanden der zweiten Gruppe das Geld nicht gespendet haben, durften sie es behalten. Etwa die Hälfte der Probanden hat sich dafür entschieden. Anschließend haben die Forscher sie zu den Gründen ihrer Entscheidung befragt. Weil die beiden Gruppen zufällig gebildet waren, hätten die Gruppen ohne motivated reasoning, das ihnen in diesem Fall einen finanziellen Vorteil vorschaffen konnte, im Mittel eine ähnliche Einstellung zum Klimawandel haben müssen.

Die Forscher gingen deshalb davon aus, dass bei den Teilnehmern, die sich für das Behalten des Geldes entschieden haben, Fälle von motivated reasoning vorliegen, die dazu führen, dass die Personen öfter am Klimawandel zweifeln als der Durchschnitt. Diese These konnte durch die Befragung der Teilnehmer aber nicht bestätigt werden.

Motivated reasoning beim Klimawandel?

Das Experiment liefert somit Indizien dafür, dass das motivated reasoning bei vielen Klimawandelleugnern nicht der entscheidende Grund ist. Laut den Autoren ist dies eine gute Nachricht, weil es somit belegt ist, dass viele Leugner des Klimawandels durch bessere Informationen überzeugt, werden können. Bei Menschen, die ihre Entscheidungen mit dem motivated reasoning begründen, wäre dies hingegen kaum möglich.

Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-023-01910-2

Spannend & Interessant
VGWortpixel