Gedächtnisproblem?

Türschwellen-Effekt – Warum vergessen Menschen vieles sofort wieder

Robert Klatt

Frau mit Türschwellen-Effekt )kcotS ebodAskrowromatem(Foto: © 

Menschen vergessen oft Dinge, wenn sie in einen anderen Raum gehen. Nun wurde eine Erklärung für den sogenannten Türschwellen-Effekt gefunden.

Robina (Australien). Eine Studie des Trinity College Dublin zeigte kürzlich, dass das Vergessen in bestimmten Fällen eine nützliche Funktion des Gedächtnisses ist, die eine spezielle Form des Lernens darstellt. Im Alltag passiert es aber häufig, dass Menschen Dinge nahezu sofort wieder vergessen, etwa wenn sie in einen anderen Raum gehen. In der Psychologie wird dies laut einer Publikation im Quarterly Journal of Experimental Psychology als sogenannter Türschwellen-Effekt bezeichnet.

Forscher der Bond University um Gabriel Radvansky haben im Fachmagazin BMC Psychology nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob und wieso der Türschwellen-Effekt Menschen vergesslich macht.

Experimente zum Türschwellen-Effekt

Dazu haben die Wissenschaftler drei Experimente in realen und in virtuellen Umgebungen durchgeführt. Im ersten Experiment haben sie die Probanden durch ein virtuelles Haus mit mehreren Zimmern bewegt. Dabei sollten sie unterschiedliche Objekte aufsammeln und wieder ablegen. Laut den Beobachtungen der Forscher haben die Teilnehmer ihre erst vor kurzer Zeit getroffenen Entscheidungen oft wieder vergessen, sobald sie eine Tür durchquert haben. Innerhalb desselben Zimmers konnten sie sich hingegen deutlich besser erinnern.

Anschließend wurde das Experiment in realen Räumen wiederholt. Die Ergebnisse waren dabei ähnlich. Im dritten Experiment kehrten die Teilnehmenden in die virtuelle Umgebung zurück. Hierbei untersuchte das Team, ob eine bereits bekannte Umgebung die Erinnerungsleistung verbessern würde. Jedoch zeigte sich auch hier, dass das Erinnerungsvermögen der Teilnehmenden nachließ, sobald sie eine Türschwelle überschritten.

Türen sortieren die Gedanken

Laut den Forschern tritt der Türschwellen-Effekt auf, weil Türen nicht nur eine räumliche Ordnungsfunktion haben, sondern auch die Gedanken sortieren. Dies wird von Radvansky als sogenannte „Ereignisgrenze“ beschrieben, die laut seiner Theorie dafür sorgt, dass das Gehirn des Menschen Erinnerungen als kleine, abgeschlossene Episoden speichert, die jeweils mit einem bestimmten Ort verbunden sind. Sobald ein neuer Raum betreten wird, werden die Erinnerungspäckchen vom Gehirn nicht mehr als so wichtig bewertet und daher oft vergessen.

„Es ist schwierig, sich an die Entscheidung oder Aktivität zu erinnern, die in einem anderen Raum getroffen wurde, weil sie bereits wegsortiert wurde.“

Der Türschwellen-Effekt tritt laut den Wissenschaftlern vor allem in Türschwellen-Effekt mit hoher mentaler Belastung auf. Indem man sich auf eine einzelne Aufgabe konzentriert und geistige Abschweifungen vermeidet, lässt sich der Effekt des Gedächtnisverlustes beim Überschreiten einer Türschwelle erfolgreich umgehen.

Quarterly Journal of Experimental Psychology, doi: 10.1080/17470218.2011.571267

BMC Psychology, doi: 10.1186/s40359-021-00536-3

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