Robert Klatt
Menschen trinken weniger Alkohol, wenn ein Restaurant die größten Gläser nicht mehr anbietet. Der reduzierte Weinkonsum wird nicht durch andere alkoholische Getränke ausgeglichen.
Cambridge (England). Alkohol ist für viele vorzeitige Todesfälle verantwortlich und erhöht das Risiko für 61 Krankheiten deutlich. Forscher der University of Cambridge untersuchen deshalb schon seit Langem, ob es möglich ist, den Alkoholkonsum der Menschen zu reduzieren, ohne die Droge komplett zu verbieten. Eine ihrer Studien zeigte etwa, dass die Glasgröße die Menge des Alkoholkonsums beeinflussen kann.
Ein Team der University of Cambridge um Theresa M. Marteau hat nun erneut untersucht, welchen Einfluss die Größe der Gläser auf den Alkoholkonsum hat. Sie führten dazu Experimente in 21 Lokalen in England durch, die die größte Weinglasportion für einen Monat nicht mehr angeboten haben.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin PLOS Medicine haben die Gäste in den Lokalen kleinere Weingläser bestellt, als die 250-ml-Gläser nicht mehr erhältlich waren. Der durchschnittliche Weinverkauf der Lokale sank dadurch um 420 ml pro Tag. Dies entspricht einem Rückgang um 7,6 Prozent.
„Als die größte Weinglasportion nicht verfügbar war, wechselten die Menschen zu kleineren Optionen, tranken aber dann nicht die entsprechende Menge Wein.“
In der untersuchten Restaurants nahm der Verkauf von Bier und Cider nicht zu. Dies zeigt, dass der reduzierte Weinkonsum nicht durch den Mehrkonsum anderer alkoholischer Getränke ausgeglichen wird. Auch die Gewinne der teilnehmenden Unternehmen sanken durch den reduzierten Weinkonsum nicht, weil die kleineren Portionsgrößen eine höhere Gewinnmarge haben. 4 der 21 Lokale (19 %) berichteten jedoch von Beschwerden der Gäste, weil diese größere Gläser haben wollten.
Die Studie zeigt somit, dass kleinere Gläser in Lokalen den Alkoholkonsum leicht reduzieren können. Laut den Forschern können die Ergebnisse somit dabei helfen, neue Methoden zu entwickeln, um den problematischen Alkoholkonsum auf der Bevölkerungsebene zu reduzieren.
„Menschen neigen dazu, eine bestimmte Anzahl von ‚Einheiten‘ zu konsumieren – in diesem Fall Gläser – unabhängig von der Portionsgröße. Jemand könnte also von vornherein beschließen, sich auf ein paar Gläser Wein zu beschränken, und mit weniger Alkohol in jedem Glas insgesamt weniger trinken.“
Laut den Autoren würde eine landesweite Politik, die eine maximale Gläsergröße für Lokale vorschreibt, aber ehr wahrscheinlich auf starken Widerstand aus der Alkoholindustrie treffen, weil dies deren Absatz reduzieren würde.
PLOS Medicine, doi: 10.1371/journal.pmed.1004313
